Der neue Bundesbankpräsident Joachim Nagel will die stabilitätsorientierte Geldpolitik seines Vorgängers Jens Weidmann fortsetzen. Er sehe derzeit die Gefahr, “dass die Inflationsrate länger erhöht bleiben könnte als gegenwärtig erwartet”, sagte Nagel bei der feierlichen Amtsübergabe am Dienstag. Zwar seien die aktuellen Inflationsraten auch auf Sondereffekte zurückzuführen, “aber nicht nur”, sagte Nagel weiter. Auch der mittelfristige Preisausblick sei “außergewöhnlich unsicher”.
Die Inflationsraten von bis zu fünf Prozent im Euroraum, in Deutschland sogar noch höher, bereiteten vielen Menschen Sorgen, sagte Nagel weiter. Dabei seien Menschen mit geringerem Einkommen von der Inflation häufig besonders betroffen. Um das Vertrauen der Bevölkerung in die Geldwertstabilität zu erhalten, sollten die Zentralbanken “ihre Unabhängigkeit bewahren und ihr Mandat eng auslegen”. Wenn es die Preisstabilität jedoch erfordere, müsse der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) “handeln und seinen geldpolitischen Kurs anpassen”.
Der 55-Jährige war am Freitag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum neuen Präsidenten der Bundesbank ernannt worden. Das Bundeskabinett hatte die Berufung von Nagel an die Spitze der deutschen Zentralbank bereits im Dezember beschlossen. Er folgt auf Jens Weidmann, der im Oktober angekündigt hatte, seinen Posten zum Jahresende “aus persönlichen Gründen” vorzeitig zu verlassen. Weidmann hatte die lockere Geldpolitik der EZB wiederholt kritisiert.
Quelle: AFP