Gut fünf Jahre nach dem Anschlag in einem Thalys-Hochgeschwindigkeitszug nach Paris hat die französische Generalstaatsanwaltschaft eine lebenslange Haftstrafe für den Täter beantragt. Für seine drei mutmaßlichen Helfer wurden Haftstrafen zwischen acht und 30 Jahren gefordert. Die Staatsanwaltschaft begann die Verlesung der Anklageschrift am Dienstag mit einem Lob der “Helden”, die sich dem Marokkaner Ayoub El Khazzani in den Weg geworfen hatten und dadurch Schlimmeres verhinderten.
Auffallend sei “die Entschlossenheit” des Attentäters gewesen, betonte die Staatsanwaltschaft. “Er hat zu keinem Zeitpunkt aufgegeben.” Als Passagiere versuchten, El Khazzani aufzuhalten, habe er wütend um sich geschlagen. Zudem habe der Täter sich vor Gericht geweigert, die Anschuldigungen einzugestehen und stattdessen eine “Fantasieversion” der Geschehnisse verbreitet.
Ayoub El Khazzani hatte im November vor Gericht ausgesagt, sein Befehl habe nur darin bestanden, US-Soldaten an Bord des Zugs zu töten. Als Motiv gab der 31-Jährige Entsetzen über zivile Opfer bei westlichen Luftangriffen in Syrien an.
El Khazzani war im August 2015, bewaffnet mit einer Kalaschnikow, einer Pistole und einem Messer in Brüssel in den Thalys eingestiegen. Drei US-Touristen trugen maßgeblich dazu bei, ihn zu überwältigen. In Frankreich gelten die drei Männer als Helden; der US-Regisseur Clint Eastwood verfilmte den Fall unter dem Titel “The 15:17 to Paris”.
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