Erstmals nach dem wegen zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Todesopfern verhängten Flugverbot hat eine Maschine vom Typ Boeing 737 MAX wieder einen kommerziellen Flug absolviert. Eine 737 MAX der brasilianischen Airline Gol landete am Mittwochmorgen (Ortszeit) nach rund 70-minütiger Flugzeit sicher in Porto Alegre, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Die Piloten von Gol hatten zuvor ein spezielles Training für die technisch überarbeiteten Maschinen in den USA absolviert.
Für die 737 MAX war infolge der Abstürze im März 2019 ein weltweites Flugverbot verhängt worden. Mitte November hatte die US-Luftfahrtaufsicht FAA grünes Licht für eine Wiederaufnahme des Flugverkehrs gegeben, nachdem Boeing technische Veränderungen vorgenommen hatte. Die Behörde hatte zugleich aber betont, bevor die Maschinen wieder abheben könnten, müsse jede Fluggesellschaft ihr Trainingsprogramm für Piloten der 737 MAX überarbeiten.
Eine Woche nach den US-Behörden hatte auch die brasilianische Luftfahrtaufsicht ANAC die Wiederaufnahme des Flugbetriebs mit den Maschinen genehmigt. Die Billigfluggesellschaft Gol hat bislang sieben 737-MAX-Flugzeuge in seiner Flotte, die nach Unternehmensangaben nun bis Ende des Jahres allesamt wieder in der Luft sein sollen. Künftig will die brasilianische Fluggesellschaft 95 weitere Maschinen dieses Typs in den Dienst stellen.
Der Inlandsflug mit der Nummer 4104 von São Paulo nach Porto Alegre am Mittwoch war zu knapp 90 Prozent ausgelastet. Die meisten Passagiere schienen dabei keine besondere Notiz von der Modellnummer zu nehmen, mit der die Maschine beschriftet war. Ein Unternehmenssprecher sagte, Passagiere, die sich an Bord einer 737 MAX nicht wohl fühlten, könnten ihren Flug ohne Zusatzkosten umbuchen.
Das Flugverbot war nach Abstürzen von zwei Maschinen des Typs in Indonesien und Äthiopien mit insgesamt 346 Todesopfern verhängt worden, die den US-Flugzeugbauer Boeing – aber auch die Aufsichtsbehörden – stark in die Kritik gebracht hatten.
Ermittler gehen davon aus, dass die Abstürze durch ein Problem in einem Stabilisierungssystem verursacht wurden, das bei einem drohenden Strömungsabriss die Flugzeugnase nach unten drückt. Auch wurden weitere technische Probleme entdeckt, darunter in der elektrischen Verkabelung. Boeing hat inzwischen technische Veränderungen vorgenommen, unter anderem wurde die Software des Stabilisierungssystems überarbeitet.
© Agence France-Presse