Vor der Sitzung des bayerischen Kabinetts am Sonntagmittag dringt Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angesichts weiterhin hoher Infektionszahlen auf eine Verschärfung der Corona-Regeln. “Es braucht jetzt konsequentes Vorgehen. Wir können die hohen Todeszahlen in Deutschland nicht hinnehmen. Die Ansteckungszahlen sind weiterhin zu hoch”, sagte Söder der “Bild am Sonntag”. “Es ist besser, bis Weihnachten zu handeln, als ein dauerhaftes Stop-and-go für die Bevölkerung.”
Wie der “Münchner Merkur” am Samstag berichtete, soll bei der Sitzung des bayerischen Ministerrats etwa über Wechselunterricht an Schulen für ältere Schüler, strengere Kontaktregeln an Silvester und mögliche Ausgangssperren beraten werden. Details der neuen Maßnahmen seien jedoch noch offen.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) appellierte mit Blick auf die geplanten vorübergehenden Lockerungen der Corona-Kontaktbeschränkungen über Weihnachten und Silvester an die Eigenverantwortung der Bürger. Jeder solle daran denken, dass es “sehr viele Menschen gibt, die Weihnachten gar nicht mehr erleben”, sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Wir nehmen das immer so hin, diese Meldungen von Corona-Toten. Aber es muss auch darüber gesprochen werden, welches Leid das für diese Familien bedeutet.”
Auf die Frage, ob die Lockerungen an Weihnachten und Silvester zu verantworten seien, sagte Giffey: “Ja, wenn wir die Balance halten. Einerseits sollte der Staat nicht zu sehr in ein familiäres Fest reinreden. Andererseits ist es dem Coronavirus herzlich egal, ob Weihnachten ist oder Silvester.” Es sei nun entscheidend, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Deshalb bleibe trotz der Lockerungen der Appell an die Eigenverantwortung jedes einzelnen. “Wer Oma und Opa besuchen will, sollte sich gut überlegen, was er in der Woche davor macht.”
Bund und Länder hatten sich darauf geeinigt, über die Weihnachtsfeiertage die Beschränkungen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu lockern. Vom 23. Dezember bis maximal 1. Januar sollen Treffen im engsten Familien- oder Freundeskreis möglich sein – mit höchstens zehn Personen. Kinder bis 14 Jahre werden dabei nicht mitgezählt. Aktuell gilt für solche Treffen eine Beschränkung von maximal fünf Personen aus zwei Haushalten.
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