Trotz erster Lockerungen wächst in Europa der Protest gegen die Corona-Maßnahmen: In London gingen tausende Menschen auf die Straße, im belgischen Lüttich protestierten hunderte Demonstranten gegen die nächtliche Ausgangssperre und im Südosten Frankreichs forderten hunderte Menschen eine Öffnung der Skilifte sowie der Restaurants und Bars in den Wintersportorten. Die Zahl der Corona-Todesopfer in Europa stieg unterdessen auf über 400.000.
Bei den Protesten im Zentrum London kam es am Samstag vereinzelt zu Rangeleien mit der Polizei. Diese meldete über 60 Festnahmen, unter anderem wegen Verstoßes gegen die Corona-Schutzauflagen.
Großbritannien verzeichnet mit inzwischen mehr als 58.000 Corona-Toten die höchsten Opferzahlen in Europa. Am Dienstag endet in England nach vier Wochen ein zweiter Lockdown. Für Millionen Menschen im Land bleiben jedoch strikte Beschränkungen bestehen. Mehrere Großstädte wie Birmingham, Leeds, Manchester und Sheffield fallen unter die höchste Warnstufe eines Drei-Stufen-Plans der Regierung. Dort bleiben Gastronomie und Freizeiteinrichtungen auch nach dem Ende des Lockdowns am Dienstag geschlossen.
In Lüttich im Osten Belgiens demonstrierten rund 500 Menschen gegen die zwischen 22.00 und 06.00 Uhr geltende Ausgangssperre, die sie als Beschränkung ihrer Freiheit anprangerten. Gegen 22.15 stoppte die Polizei die Kundgebung und nahm Ausweiskontrollen vor. Insgesamt 400 Betroffene müssen nach Angaben der Polizei vom Sonntag mit Geldstrafen rechnen. Knapp 20 Teilnehmer wurden nach vereinzelten Ausschreitungen in Gewahrsam genommen.
Belgien zählt bei den Todesraten zu den am schwersten betroffenen Ländern weltweit. Seit Ende Oktober gilt in dem Land ein Teil-Lockdown, doch dürfen ab Dienstag die Geschäfte wieder öffnen. Alle anderen Beschränkungen, darunter auch die Begrenzung der Sozialkontakte und die Schließung von Restaurants, Bars und Cafés, bleiben aber weiter in Kraft.
Auch andere EU-Länder kündigten Lockerungen für die Vorweihnachtszeit an, darunter Italien und Irland. In Tschechien kündigte die Regierung am Sonntag an, dass ab 3. Dezember Geschäfte, Restaurants und Museen wieder öffnen dürfen.
In Frankreich durften bereits am Samstag alle Geschäfte unter Hygiene-Auflagen wieder öffnen. Im Pariser Edel-Kaufhaus Galeries Lafayette wurden die ersten Kunden von applaudierenden Angestellten begrüßt.
Auch die seit vier Wochen geltenden strikten Ausgangsbeschränkungen wurden in Frankreich gelockert. Bislang waren Spaziergänge oder Sport im Freien auf täglich eine Stunde und einen Radius von nur einem Kilometer begrenzt, jetzt dürfen die Franzosen ihre Häuser für drei Stunden verlassen und sich in einem Radius von 20 Kilometern bewegen.
Restaurants, Bars und Cafés sowie Sport- und Kultureinrichtungen bleiben aber weiter geschlossen. Auch in den französischen Skigebieten, die in den Weihnachtsferien öffnen dürfen, müssen Restaurants und Bars geschlossen bleiben, ebenso wie die Skilifte. In der Stadt Gap folgten nach Angaben der Polizei rund 400 Menschen am Samstag einem Aufruf der Skigebiete im Département Hautes-Alpes und demonstrierten gegen die Anordnung.
Das oberste französische Verwaltungsgericht kippte am Sonntag eine von der Regierung angeordnete Begrenzung der Teilnehmer an Gottesdiensten auf maximal 30. Das Gericht bezeichnete die Maßnahme angesichts der Größe vieler Gotteshäuser als unverhältnismäßig. Die Regierung in Paris erhielt nun eine dreitägige Frist zum Überarbeiten ihres Dekrets.
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