Biden 306, Trump 232: Der US-Demokrat Joe Biden hat die Präsidentschaftswahl nach Angaben großer Fernsehsender mit einer klaren Mehrheit von 306 Wahlleuten gewonnen. Die Sender CNN und ABC riefen den 77-Jährigen am Freitag zum Gewinner im umkämpften Bundesstaat Georgia mit seinen 16 Wahlleuten aus. Zugleich erklärten die Fernsehsender Präsident Donald Trump zum Sieger im ebenfalls umkämpften North Carolina mit 15 Wahlleuten.
Damit sind die Rennen in allen Bundesstaaten entschieden und der Amtsinhaber kommt auf insgesamt 232 Wahlleute. Für einen Sieg braucht ein Kandidat mindestens 270 der insgesamt 538 Wahlmänner und Wahlfrauen, die landesweit vergeben werden. Biden hatte die Schwelle bereits am Samstag mit seinem Sieg im Schlüsselstaat Pennsylvania überschritten. Die großen Sender hatten ihn daraufhin zum Sieger der Wahl vom 3. November ausgerufen.
Mit 306 Wahlleuten gewann Biden nun genauso viele Wahlleute wie Trump bei der Wahl 2016. Letztlich hatten aber nur 304 Wahlleute für den Republikaner gestimmt.
In Stein gemeißelt ist das diesjährige Ergebnis noch nicht: Die Bundesstaaten müssen die Ergebnisse noch zertifizieren. In Georgia begann am Freitag wegen des engen Wahlausgangs eine Neuauszählung aller Stimmzettel; Biden hat aber mehr als 14.000 Stimmen Vorsprung. Es gilt als nahezu ausgeschlossen, dass sich das bei einer Neuauszählung grundlegend verändert.
In Georgia hatte zuletzt 1992 mit Bill Clinton ein Präsidentschaftskandidat der Demokraten gewonnen. In diesem Jahr gewann Biden mit Arizona und Georgia gleich zwei Bundesstaaten, die eigentlich fest in der Hand von Trumps Republikanern sind.
Der Präsident hat seine Niederlage nach wie vor nicht eingeräumt. Er spricht ohne Beweis von angeblichem Wahlbetrug und hat eine Reihe von Klagen eingereicht.
Trump wollte sich am Freitagnachmittag (16.00 Uhr Ortszeit; 22.00 Uhr MEZ) zum ersten Mal seit mehr als einer Woche und erstmals seit Feststehen seiner Wahlniederlage öffentlich äußern. Im Rosengarten des Weißen Hauses war eine Stellungnahme zur Entwicklung von Corona-Impfstoffen angesetzt. Unklar war, ob Trump auch auf die Wahl zu sprechen kommen und Fragen von Journalisten beantworten würde.
Der Präsident kündigte zudem im Kurzbotschaftendienst Twitter an, er könnte am Samstag an einer Kundgebung von Unterstützern in der Hauptstadt Washington teilnehmen. Er könnte “vorbeischauen und Hallo sagen”, schrieb Trump.
Der Präsident hatte sich zuletzt am Donnerstag vergangener Woche vor laufenden Kameras geäußert. Dabei beanspruchte der 74-Jährige den Sieg bei der Präsidentschaftswahl für sich und warf Bidens Demokraten vor, ihm den Sieg “stehlen” zu wollen.
Bislang haben die Wahlbehörden in keinem einzigen US-Bundesstaat größere Unregelmäßigkeiten gemeldet. Am Donnerstag wiesen hochrangige Vertreter der US-Wahlbehörden Betrugsvorwürfe in einer gemeinsamen Erklärung entschieden zurück: Die Wahl am 3. November sei “die sicherste der amerikanischen Geschichte” gewesen.
Mit seiner Weigerung, das Ergebnis anzuerkennen, erschwert Trump Wahlsieger Biden die Vorbereitung der Amtsübernahme. Bislang arbeiten Regierung und Verwaltung nicht mit dem Übergangsteam des US-Demokraten zusammen, der am 20. Januar als neuer Präsident vereidigt werden soll.
Die Wahlleute werden am 14. Dezember in ihren Bundesstaaten ihre Stimmen abgeben. Das Ergebnis muss dann am 6. Januar vom US-Kongress bestätigt werden.
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