Der umstrittene Chefberater des britischen Premierministers Boris Johnson, Dominic Cummings, gibt seinen Posten auf. Wie am Freitagabend aus Regierungskreisen verlautete, wird Cummings ab Mitte Dezember nicht mehr für die Regierung arbeiten. Cummings verließ den Regierungssitz in der Londoner Downing Street aber bereits am Freitag mit einem Pappkarton. Britische Medien hatten zuvor über einen Rückzug vor Weihnachten spekuliert.
Cummings werde seinen Posten offiziell Mitte Dezember aufgeben, bestätigte ein Regierungsvertreter. Die Sender Sky News und BBC berichteten dagegen, Johnsons Chefberater werde ab sofort nicht mehr zur Arbeit erscheinen.
Am Donnerstagabend hatte die BBC noch unter Berufung auf ein Regierungsmitglied berichtet, Cummings werde die Downing Street vor Weihnachten verlassen. Cummings selbst sagte dem Sender, an seiner im Januar formulierten Haltung, dass er sich binnen eines Jahres “überflüssig” machen wolle, habe sich nichts geändert.
Cummings gilt als einer der Architekten von Johnsons Brexit-Kampagne des Jahres 2016. Sein Rückzug fällt nun mit dem Ende der Übergangsphase nach dem britischen EU-Austritt zusammen. Am 1. Januar wird auch der Austritt Großbritanniens aus dem EU-Binnenmarkt rechtskräftig.
Verkehrsminister Grant Shapps sagte dem Sender Sky News, Cummings werde “vermisst werden”. Andererseits beginne für Großbritannien bald “eine neue Phase”.
Cummings sorgte mit seinem konfrontativen Politik-Stil immer wieder für Kontroversen. Empört reagierten Öffentlichkeit und Opposition, als der Spitzenberater im Mai inmitten des Corona-Lockdowns quer durch England reiste – während er selbst Covid-19-Symptome zeigte.
Kritiker hatten bereits damals Cummings’ Rücktritt gefordert, was dieser jedoch ablehnte. Medienberichten zufolge soll es auch im Kabinett immer wieder erheblichen Streit über die Rolle des Beraters gegeben haben.
Die Nachricht von Cummings’ bevorstehendem Rückzug sickerte nur einen Tag nach der Rücktrittsankündigung von Johnsons Kommunikationsdirektor Lee Cain durch, der seinen Posten Ende des Jahres abgibt.
Cain gilt als enger Vertrauter von Cummings und war ebenfalls an der Kampagne für den Brexit beteiligt. Vor seiner Rücktrittsankündigung war Cain als neuer Stabschef von Johnson gehandelt worden.
Der Abgeordnete David Lammy von der oppositionellen Labour-Partei sagte, die Rücktritte erinnerten ihn an “Ratten, die das sinkende Schiff verlassen”.
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