Kosovos Ex-Präsident nach Anklage wegen Kriegsverbrechen in Den Haag in U-Haft

Copyright AFP/Archiv STEFANIE LOOS

Wenige Stunden nach seinem Rücktritt als Präsident des Kosovo aufgrund einer Anklage wegen Kriegsverbrechen während des Kosovo-Krieges ist Hashim Thaci in Den Haag in Untersuchungshaft genommen worden. Thaci und drei weitere Angeklagte seien in das Haftzentrum des Sondertribunals gebracht worden, teilte das Gericht zur Ahndung von Kriegsverbrechen während des Kosovo-Krieges am Donnerstagabend in der niederländischen Stadt mit. 

Thaci und den drei Mitangeklagten werden neben Kriegsverbrechen auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen, darunter knapp hundert Morde sowie Verschleppung, Verfolgung und Folter. 

Der 52-jährige Thaci wurde nach eigenen Angaben am Donnerstag über die Bestätigung der Anklage durch einen Richter informiert. Kurz darauf erklärte er seinen Rücktritt, “um die Integrität des Amtes des Präsidenten und des Landes sowie die Würde der Bürger zu schützen”, wie er in Pristina sagte. Anschließend verließ er das Land in einem Militärflugzeug in Richtung Niederlande. 

Thaci war früher Kommandeur der Befreiungsarmee des Kosovo (UCK), er weist die Anschuldigungen des Haager Sondertribunals zurück. Bei den drei anderen Angeklagten handelt es sich um den Ex-Sprecher der UCK, Jakup Krasnigi, den engen Thaci-Verbündeten Kadri Veseli sowie Rexhep Selimi, ein weiteres prominentes Mitglied der UCK.

Das 2015 in Den Haag eingerichtete Sondertribunal befasst sich speziell mit Verbrechen, die während des Kosovo-Krieges von 1998 bis 1999 begangen worden sein sollen. Das Gericht hatte im Januar 2019 mit seinen Befragungen begonnen. 

Während des Kosovo-Krieges waren mehr als 13.000 Menschen getötet worden. Im Jahr 2008 erklärte das Kosovo seine Unabhängigkeit von Serbien. Die Regierung in Belgrad betrachtet es jedoch nach wie vor als serbische Provinz.

© Agence France-Presse

Aktuelle Beiträge

Exklusiv Interviews

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Ihre E-Mail-Adresse wird nur für Werbe-E-Mails und kritische Nachrichtenankündigungen verwendet.