Kurz vor der US-Wahl gehen Anhänger von Präsident Donald Trump mit rabiaten Mitteln gegen die Kampagne des demokratischen Herausforderers Joe Biden vor – und schüren damit Angst vor Gewaltexzessen. In Texas wurde ein Wahlkampfbus Bidens von Trump-Anhängern in Pick-up-Fahrzeugen bedrängt. Wie die Bundespolizei FBI am Sonntag (Ortszeit) mitteilte, nahm sie Ermittlungen auf. Trump hingegen feierte auf einer Wahlkampfkundgebung in Michigan den Vorfall – seine Anhänger hätten den Biden-Bus “beschützen” wollen.
Auf Twitter veröffentlichte Trump ein Video von der Aktion – und setzte dazu die Worte: “Ich liebe Texas.” Später fügte er hinzu: “Diese Patrioten haben nichts falsch gemacht.” Das FBI solle lieber gegen “Terroristen und Anarchisten” ermitteln.
In einem weiteren Twitter-Video ist zu sehen, wie mehrere Wagen mit Trump-Fahnen den Wahlkampfbus von Biden auf einer Schnellstraße in Texas bedrängen und diesen abbremsen. Eines der Begleitfahrzeuge wird dabei von einem der Pick-up-Trucks gerammt. In dem Bus saß die demokratische Kongresskandidatin Wendy Davis, die ihre Wahlkampfreise nach dem Vorfall unterbrach. Verletzt wurde laut FBI bei dem Vorfall niemand.
Biden zeigte sich schockiert. Einen derartigen Vorfall habe es “noch nie” gegeben – zumindest sei es noch nie vorgekommen, dass ein US-Präsident ein solches Geschehnis für eine “gute Sache” halte, sagte Biden.
Angesichts der extrem polarisierten politischen Verhältnisse herrscht landesweit die Sorge, dass die Wahl in eine Gewalteskalation münden könnte. In einigen Städten – darunter der Hauptstadt Washington – vernagelten manche Geschäftsbetreiber bereits die Schaufenster mit Brettern.
Im Schlussspurt des US-Wahlkampfes besuchte Trump am Sonntag gleich fünf Bundesstaaten an einem Tag und zeigte sich siegesgewiss: “Wir werden vier weitere Jahre in unserem großartigen Weißen Haus erringen”, rief Trump zwei Tage vor der Wahl seinen Anhängern im Bundesstaat North Carolina zu.
Bidens Programm war weniger straff, er konzentrierte sich am Sonntag auf den als besonders wichtig geltenden Staat Pennsylvania, in dem er in den Umfragen laut der Website RealClearPolitics mit 4,3 Prozentpunkten vor Trump liegt. “In zwei Tagen können wir eine Präsidentschaft beenden, die diese Nation gespalten hat”, sagte er vor seinen Unterstützern.
In Pennsylvania hatte Trump vor vier Jahren überraschend gegen Hillary Clinton gewonnen, was wesentlich zu seinem Einzug ins Weiße Haus beitrug. Biden erinnerte nun daran, dass Trumps dortiger Vorsprung damals nur 44.000 Stimmen betragen hatte. “Jede Stimme zählt!” rief der Ex-Vizepräsident. Am Montag wollten Trump und Biden erneut in Pennsylvania um Wähler werben.
In den Umfragen liegt Biden seit Monaten landesweit sowie in einer Reihe der als wahlentscheidend geltenden “Swing States” vor Trump. Allerdings hatten die meisten Demoskopen bereits vor vier Jahren Trump klar hinten gesehen, weshalb es weitverbreitete Zweifel an der Zuverlässigkeit der Umfragen vor der diesjährigen Wahl gibt.
Wie viel Einfluss die letzten Auftritte der Kandidaten überhaupt noch haben können, ist höchst ungewiss. Denn eine Rekordzahl von mehr als 94 Millionen US-Bürgern hat bereits vor dem eigentlichen Wahltermin per Briefwahl oder der frühen Stimmabgabe abgestimmt.
Da Trump seit Monaten die Briefwahl als extrem betrugsanfällig anprangert, befürchten viele seiner Kritiker, dass er seine mögliche Niederlage nicht anerkennen könnte – und nach der Wahl eine harte Auseinandersetzung um deren Ergebnis folgen könnte.
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