Biontech-Chef: Kommt bald ein Impfstoff gegen Covid-19?

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Mitten in der Coronavirus-Pandemie blickt die ganze Welt auf Mainz. Dort hat das Pharmaunternehmen Biontech seinen Sitz, dass durch den deutschen Krebsforscher und Immunologen Dr. Ugur Sahin 2008 gegründet wurde – und bald einen Impfstoff gegen Covid-19 und das Coronavirus fertig haben könnte.

Sahin wurde schon im Januar durch Fachzeitschriften auf das damals noch namenlose Virus aufmerksam und fing an, an einem Impfstoff zu forschen. Sahin sprach nun mit Reporten von “Mittelhessen” über seine Arbeit. Und das hört sich vielversprechend an, denn man erwarte Anfang November bereits erste Daten aus der entscheidenden Wirksamkeitsstudie. “Wir werden sicherlich in zwei Wochen schlauer sein”, so Sahin. Bei positiven Ergebnissen könnte schon Mitte November eine Notfallgenehmigung bei der US-Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) beantragt werden.

Projekt Lichtgeschwindigkeit

Er habe das Projekt Lichtgeschwindigkeit genannt, erzählte er, um der Forschung Nachdruck zu verleihen. Besonderen Druck spüre er dabei jedoch nicht. “Es ist wie bei jedem Impfstoff, es ist egal, ob man ihn für eine kleine Gruppe entwickelt oder für einen Großteil der Gesellschaft. Der Druck ist dabei immer derselbe”, so Sahin.

Damit ein Impfstoff zugelassen wird, müsse er zwei Phasen durchlaufen. In Phase eins müsse der Nachweis der Verträglichkeit erbracht werden, in Phase zwei die Wirksamkeit des Impfstoffs.

Doppel-Blind-Studien

Dabei setzt man im Allgemeinen auf sogenannte Doppel-Blind-Studien. Bei diesen Studien wird der einen Hälfte der Probanden ein Wirkstoff verabreicht, während die andere Hälfte ein Placebo erhält. Weder die Ärzte noch die Probanden oder das Unternehmen weiß, wer, was bekommt. So lässt sich die Verträglichkeit und die Wirkung des Impfstoffes testen. “Jeder gute Wirkstoff hat zwei Funktionen”, erklärte Sahin gegenüber den Reportern. Die erste Funktion verhindere, dass die Viren in die Zelle eindringen können. Die zweite Funktion bekämpft das Virus direkt. Dabei, so Sahin, setze man auf sogenannte T-Zellen, die infizierte Zellen töten und so die Verbreitung des Virus verhindern würden.

Bürokratische Prozesse beschleunigt

Im Falle des Impfstoffs gegen das Coronavirus verwendet sein Unternehmen nicht-gefährliches Erbgut des Virus, das dann eine Art Bauanleitung für Antikörper bildet, so Sahin. Damit können sich menschliche Zellen effektiv vor dem Coronavirus schützen. Auch wenn die Zeit drängt, geht Biontech sehr gründlich vor. Lediglich die bürokratischen Prozesse werden beschleunigt. “Ich vergleiche das immer mit einem verspäteten Fluggast. Dieser wird vom Personal schnell zum Check-In gebracht. Dabei werden alle Kontrollen penibel eingehalten. Es geht bei ihm nur zügiger voran”, erklärte er.

Auf die Frage nach den Nebenwirkungen und den langfristigen Folgen erklärte er, dass bis jetzt nur leichtes Fieber aufgetreten sei und das er die langfristigen Folgen eher gering einschätze. “Die meisten Immunreaktionen finden in den ersten Tagen statt. Spätestens nach sechs Wochen sind sie vorbei. Dann sind auch die meisten Nebenwirkungen verschwunden”, sagte Sahin.

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