Die britische Regierung hat sich zu einer Fortsetzung der festgefahrenen Gespräche über die künftigen Beziehungen zur EU nach dem Brexit bereiterklärt. Die Verhandlungen würden am Donnerstag in London wieder aufgenommen, erklärte ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson am Mittwoch. Es gebe zwar noch “erhebliche” Differenzen in den “schwierigsten Bereichen”, doch die Regierung sei bereit zu prüfen, ob diese überbrückt werden können.
EU-Verhandlungsführer Michel Barnier und sein britischer Kollege David Frost hätten sich auf eine Verhandlungsrunde vom 22. bis 25. Oktober in London auf der Grundlage von Vertragstexten geeinigt, fügte der Sprecher hinzu.
Vergangene Woche hatte Johnson nach einem EU-Gipfel zunächst erklärt, weitere Verhandlungen über ein Handelsabkommen seien sinnlos, wenn die EU ihre Position nicht “grundsätzlich” ändere. Die britische Seite hatte sich verärgert über eine Erklärung der Staats- und Regierungschefs gezeigt, in der alleine Großbritannien zu Zugeständnissen aufgerufen wurde.
EU-Vertreter riefen London am Mittwoch noch einmal auf, im Streit über die künftigen Beziehungen nach dem Brexit eine Entscheidung zu treffen. Die Zeiten für “Verhandlungstaktik” seien vorbei, sagte EU-Ratspräsident Charles Michel im Europaparlament. EU-Verhandlungsführer Barnier erklärte, eine Vereinbarung über ein Handelsabkommen sei noch immer “in Reichweite”, wenn beide Seiten in den kommenden Tagen bereit seien, daran zu arbeiten.
Großbritannien war zum 1. Februar aus der EU ausgetreten. Bis Jahresende bleibt es aber noch im EU-Binnenmarkt und der Zollunion. Diese Übergangsphase wollten beide Seiten eigentlich nutzen, um ein Handelsabkommen auszuhandeln. Die Gespräche kommen aber seit Monaten kaum voran. Hauptstreitpunkte sind faire Wettbewerbsbedingungen, die Kontrolle eines künftigen Abkommens und die Fangrechte für EU-Fischer in britischen Gewässern.
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