Die Bolivianer haben am Sonntag über den künftigen Präsidenten des Landes abgestimmt. Knapp ein Jahr nach dem Rücktritt von Staatschef Evo Morales hat dessen Schützling Luis Arce gute Chancen, die meisten Stimmen zu erhalten. Der linksgerichtete Kandidat der Bewegung für den Sozialismus (MAS) lag in Umfragen deutlich vor seinem Hauptrivalen, dem konservativen Ex-Präsidenten Carlos Mesa. Die 7,3 Millionen Wahlberechtigten bestimmen parallel zur Präsidentenwahl auch die beiden Kammern des Kongresses neu, in denen derzeit die MAS die Mehrheit hat.
Morales war nach einer von Manipulationsvorwürfen überschatteten Wiederwahl angesichts von Massenprotesten und unter dem Druck der Armee abgetreten. Er hatte als erster indigener Präsident Lateinamerikas Bolivien 13 Jahre lang regiert. Mittlerweile lebt er in Argentinien im Exil. Am Sonntag rief er dazu auf, dass “alle das Ergebnis der Wahlen respektieren” müssten. Bolivien wird derzeit von einer Übergangsregierung unter der Konservativen Jeanine Áñez geführt.
Insgesamt bewarben sich sechs Kandidaten um die Präsidentschaft. Umfrage zufolge dürfte der 57-jährige Arce die meisten Stimmen erhalten, müsste aber in eine für den 29. November geplante Stichwahl. In einer zweiten Runde könnte sich der 67-jährige Mesa mithilfe der Unterstützung anderer Kandidaten gegen den ehemaligen Finanz- und Wirtschaftsminster Arce durchsetzen.
Wegen der Corona-Pandemie war der Urnengang bereits zwei Mal verschoben worden. Vor den Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen. In Bolivien herrscht für Menschen bis zum 60. Lebensjahr Wahlpflicht.
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