In der türkischen Republik Nordzypern haben sich die beiden verbliebenen Präsidentschaftskandidaten am Sonntag einer Stichwahl gestellt. Der von der Türkei unterstützte nationalistische Regierungschef Ersin Tatar hatte in der ersten Wahlrunde vor einer Woche 32,5 Prozent der Stimmen erzielt. Der sozialdemokratische Amtsinhaber Mustafa Akinci kam auf knapp 30 Prozent. Er gilt dennoch als Favorit, da er die Unterstützung des ausgeschiedenen, drittplatzierten Kandidaten Tufan Erhurman hat.
Akinci setzt sich für eine Wiedervereinigung Zyperns ein. Die Türkei hält den Nordteil der Insel seit 1974 militärisch besetzt und erkennt als einziges Land die dortige Republik Nordzypern an. Die Abstimmung findet inmitten eines Streits zwischen der Türkei und den EU-Mitgliedern Zypern und Griechenland über Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer statt. Neben Griechenland und der Türkei erhebt auch Zypern Anspruch auf Teile des Gebiets.
Zuletzt hatte die von Tatar veranlasste Öffnung des seit Jahrzehnten abgesperrten Küstenorts Varosha für neue Spannungen gesorgt. Die türkische Armee hatte Varosha abgesperrt, nachdem die griechischen Zyprer wegen des türkischen Einmarsches in Nordzypern 1974 von dort geflohen waren.
Die Zugehörigkeit des Ortes ist ebenso wie der Status Nordzyperns umstritten. Die Wiedereröffnung von Varosha war von der EU und der UNO scharf kritisiert worden und hatte Demonstrationen auf zyprischer Seite ausgelöst.
Auch am Vorabend der Wahl demonstrierten griechische Zyprer an einem Kontrollpunkt der sogenannten “Grünen Linie”, die die beiden Gebiete trennt. Sie hielten Schilder mit der Aufschrift “Zypern ist griechisch” in die Höhe und forderten die Rückgabe der nördlichen Gebiete.
Die Wahl sei “sehr wichtig für mich und für die türkischen Zyprer”, sagte der 76-jährige Wähler Said Kenan. Er unterstütze Akincis Forderungen nach einer “föderalen Lösung” für die geteilte Insel. Die Wahllokale schließen um 18.00 Uhr Ortszeit (17.00 Uhr MESZ).
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