Entsetzen und Kundgebungen für Meinungsfreiheit nach Anschlag auf Lehrer bei Paris

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Entsetzen und Kundgebungen für Meinungsfreiheit nach dem islamistischen Anschlag auf einen Geschichtslehrer bei Paris: Parteien, Verbände und Gewerkschaften haben für Sonntagnachmittag in Paris und weiteren Städten Großdemonstrationen angekündigt. Bereits am Samstag gedachten hunderte Menschen in Conflans-Sainte-Honorine des Opfers. Sie versammelten sich an der Schule, in deren Nähe am Vortag ein 18-jähriger Russe tschetschenischer Herkunft den 47-jährigen Lehrer enthauptet hatte. 

Die wichtigsten politischen Parteien, Verbände und Gewerkschaften kündigten für Sonntagnachmittag Demonstrationen für die Meinungsfreiheit in Paris, Lyon, Toulouse, Straßburg, Nantes, Marseille, Lille, Bordeaux und zahlreichen weiteren Städten an. Auch die Satirezeitung “Charlie Hebdo” schloss sich dem Aufruf an. Eine nationale Gedenkfeier solle am Mittwoch stattfinden, teilte die Regierung mit.

Im Zusammenhang mit dem Fall wurden bis Sonntagmorgen elf Menschen in Gewahrsam genommen, darunter die Eltern, der Großvater und der jüngere Bruder des mutmaßlichen Täters. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde auch der Vater eines Schülers festgenommen. Er soll sich mit dem Lehrer über dessen Unterricht gestritten haben. 

Der Vater hatte sich im Internet darüber beschwert, dass der Lehrer seinen Schülern Nackt-Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt habe. Die Halbschwester des Festgenommenen soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft für die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) nach Syrien gezogen sein.

Unter den Verdächtigen, die in Gewahrsam genommen wurden, befindet sich Ermittlerkreisen zufolge auch ein islamistischer Aktivist. Er soll zusammen mit dem festgenommenen Vater die Entlassung des Lehrers beantragt haben. 

Der 47-jährige Geschichtslehrer hatte mit seinen Schülern das Thema Meinungsfreiheit im Unterricht behandelt und dabei die umstrittenen Karikaturen verwendet. Er wurde in der Nähe der Schule auf offener Straße enthauptet, der Täter soll nach der Tat “Allahu Akbar” (Gott ist groß) gerufen haben.

Der Angreifer, der von der Polizei in der Nähe des Tatorts nordwestlich von Paris erschossen worden war, war in Frankreich bislang nicht wegen Radikalisierung erfasst worden. Er war der Polizei wegen krimineller Delikte bekannt, für die er jedoch nicht verurteilt wurde, wie die Staatsanwaltschaft am Samstag mitteilte. Nach Angaben der russischen Botschaft hatte der in Moskau geborene Angreifer keine Beziehungen zu Russland, da er seit zwölf Jahren in Frankreich gelebt habe.

Ob der in Evreux lebende mutmaßliche Angreifer einmal Schüler an der Schule des Opfers gewesen war, gab die Staatsanwaltschaft nicht bekannt. Er hatte den Angaben zufolge kurz nach der Tat ein Foto des abgetrennten Kopfes seines Opfers beim Kurzbotschaftendienst Twitter veröffentlicht und Präsident Emmanuel Macron als “Anführer der Ungläubigen” bezeichnet. 

Nach den Worten von Macron handelt es sich bei dem Angriff “eindeutig” um einen “islamistischen Terroranschlag”. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt seit Freitag wegen “Mordes” in Verbindung mit einem Terrorakt und wegen einer “kriminellen terroristischen Vereinigung”.

Bei einer kurzen Rede vor der Schule am Freitagabend sagte Macron: “Sie werden nicht durchkommen. Sie werden uns nicht spalten.” Der Lehrer sei ermordet worden, weil er seinen Schülern “Meinungsfreiheit und die Freiheit zu glauben und nicht zu glauben” beigebracht habe. 

Bereits im September hatte es wegen der erneuten Veröffentlichung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen in der Satirezeitung “Charlie Hebdo” einen Messerangriff mit zwei Verletzten in Paris gegeben. Bei dem geständigen Täter handelt es sich um einen 25-jährigen Pakistaner, der aus “Wut” über die Darstellung des Propheten gehandelt haben will.

Die Satirezeitung äußerte nach der jüngsten Tat beim Onlinedienst Twitter ein “Gefühl des Schreckens und der Empörung”. Im Januar 2015 hatten Islamisten einen Anschlag auf die “Charlie Hebdo”-Redaktion in Paris verübt und dabei zwölf Menschen getötet. 

© Agence France-Presse

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