"Halt den Mund, Mann!" – Persönliche Angriffe prägen Duell zwischen Trump und Biden

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Chaos, Unterbrechungen und persönliche Beschimpfungen: Im ersten TV-Duell haben sich US-Präsident Donald Trump und sein Wahl-Herausforderer Joe Biden heftige Wortgefechte geliefert. Trump gab bei der Fernsehdebatte am Dienstagabend (Ortszeit) den Ton vor, indem er dem Präsidentschaftskandidaten der oppositionellen Demokraten ständig ins Wort fiel. Biden wiederum bezeichnete Trump als “Lügner”, “Clown” und “Rassisten” – und fuhr ihn einmal mit den Worten “Halt den Mund, Mann!” an.

Für Aufsehen sorgte auch, dass Trump fünf Wochen vor der Präsidentschaftswahl am 3. November erneut eine Zusage verweigerte, seine mögliche Niederlage anzuerkennen. Vielmehr wiederholte der republikanische Amtsinhaber seine Behauptung, bei Briefwahlen werde es zu massivem Betrug kommen. “Sie schummeln”, behauptete Trump. 

Der Rechtspopulist weigerte sich auch, rassistische Gruppen zu verurteilen, und bestärkte diese vielmehr. Mit Blick auf die gleichnamige rechtsextreme Gruppierung sagte er: “Proud Boys – haltet euch zurück und haltet euch bereit.” Jemand müsse etwas gegen die “Antifa” tun, fügte der Präsident hinzu. Die “Proud Boys” griffen Trumps Äußerung umgehend auf. Im Internet veröffentlichten sie ihr Logo mit der Aufschrift: “Haltet euch zurück und haltet euch bereit”.

Beobachter hatten erwartet, dass der in Umfragen zurückliegende Präsident aggressiv in das in Cleveland im Bundesstaat Ohio ausgetragene Fernsehduell gehen würde. Wie weit Trump in der Debatte 35 Tage vor der Wahl ging, überraschte aber selbst Parteikollegen.

Neben den ständigen Unterbrechungen mit lauter Stimme warf Trump seinem Rivalen vor, die “radikale Linke” habe ihn um den “kleinen Finger gewickelt”. Der frühere Vizepräsident sei zudem alles andere als schlau. 

Der in aktuellen Umfragen hinter seinem Herausforderer liegende Präsident attackierte Biden auch für Geschäfte von dessen Sohn Hunter in der Ukraine und mit China. Außerdem mokierte er sich darüber, dass sein 77-jähriger Herausforderer wegen der Corona-Pandemie so häufig eine Schutzmaske trage – “die größte Maske, die ich jemals gesehen habe”.

Biden hielt aber dagegen – und fuhr selbst scharfe Attacken gegen den Präsidenten. “Alle wissen, dass er ein Lügner ist”, sagte der Ex-Vizepräsident. Er machte Trump für das verheerende Ausmaß der Corona-Krise in den USA mit bislang mehr als 205.000 Toten verantwortlich und bezeichnete ihn als “schlimmsten Präsidenten, den Amerika jemals hatte”. Trump sei außerdem ein “Hündchen” des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Auf die ständigen Unterbrechungen Trumps reagierte Biden mit scharfen Äußerungen. “Halt den Mund, Mann!”, sagte er zu einem frühen Zeitpunkt der Debatte. Später sagte er: “Es ist schwer, bei diesem Clown zu Wort zu kommen.”

Kritik übte Biden an Trumps Nominierung der konservativen Richterin Amy Coney Barrett als Nachfolgerin der verstorbenen Supreme-Court-Richterin Ruth Bader Ginsburg. “Ich sage es ganz einfach: Wir haben die Wahl gewonnen, Wahlen haben Konsequenzen”, verteidigte Trump die umstrittene Nominierung. Biden entgegnete mit Blick auf die derzeit laufende Briefwahl, dass die US-Bürger bereits einen neuen Präsidenten wählten – und ein Mitspracherecht bei der Besetzung des obersten Gerichts haben sollten. 

Moderator Chris Wallace vom konservativen Fernsehsender Fox News ermahnte Trump wiederholt, die Regeln der Debatte einzuhalten. Der angesehene Journalist blieb dabei allerdings meist erfolglos.

“Das war die chaotischste und am meisten von Angriffen geprägte Präsidentschaftsdebatte unserer Geschichte”, urteilte der Politikwissenschaftler Mitchell McKinney von der Universität von Missouri. Anti-Diskriminierungsorganisationen zeigten sich empört über Trumps Äußerungen zu rechtsextremen Gruppen und forderten eine Entschuldigung von dem Republikaner. 

Trump und Biden werden vor der Wahl noch in zwei weiteren TV-Debatten am 15. Oktober und 22. Oktober aufeinandertreffen. Das Fernsehduell der Vizepräsidentschaftskandidaten Mike Pence und Kamala Harris findet am kommenden Mittwoch statt.

© Agence France-Presse

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