Bundesweit sind am Freitag tausende Menschen zu Klimademonstrationen von Fridays for Future auf die Straße gegangen. In Berlin wurden die für die Veranstaltung am Brandenburger Tor 10.000 angemeldeten Teilnehmer nach Polizeiangaben annähernd erreicht, wobei die Veranstalter selbst von 21.000 Teilnehmern sprachen. In Hamburg versammelten sich laut Polizei bis zum Nachmittag etwa 6200 Menschen, in Bremen 2700. Es waren die ersten Klimademo seit Beginn der Coronakrise.
In ganz Deutschland waren nach Angaben von Fridays for Future etwa 450 Veranstaltungen geplant. Auch in Köln etwa waren 3000 Teilnehmer angemeldet. Die geplante Großdemonstration in München wurde dagegen wegen der hohen Infektionszahlen in der bayrischen Hauptstadt abgesagt und durch eine Veranstaltung mit planmäßig 500 Teilnehmern auf der Theresienwiese ersetzt. Auch international wurden tausende Protestaktionen organisiert.
Die Polizei in Berlin gab an, bei der Kundgebung am Brandenburger Tor habe es keinerlei Probleme mit dem Einhalten der Corona-Maßnahmen gegeben. Die Veranstalter riefen dort immer wieder dazu auf, die Abstände einzuhalten. Die Polizeien in Bremen und Hamburg teilten ebenfalls mit, die Abstände würden eingehalten. In den vergangenen Monaten der Corona-Krise hatte die Fridays-for-Future-Bewegung ihren Aktivismus überwiegend ins Netz verlegt.
Die Bewegung warf der Bundesregierung im Vorfeld der Demos Tatenlosigkeit vor. Die vom Kabinett in dieser Woche auf den Weg gebrachte Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sei “keinesfalls” kompatibel mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens, sagte Fridays-for-Future-Sprecherin Luisa Neubauer im Südwestrundfunk. Es sei auch auf Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zurückzuführen, “dass die Energiewende an die Wand gefahren wurde”.
“Wir alle kämpfen gegen Windmühlen”, sagte Neubauer über sich und andere Klimaaktivisten. Gleichzeitig sagte sie, ein Tag wie der Freitag mit zahlreichen geplanten Klimastreiks zeige, “dass wahnsinnig viele Menschen es verstanden haben”.
Grünen-Chef Robert Habeck begrüßte das Engagement der Aktivisten. Es sei “super”, dass Fridays for Future mobilisere. “Der Tag heute ist nochmal ein Signal dass die tiefe Erkenntnis in der Gesellschaft da ist, dass sich Politik ändern muss”, sagte er vor Journalisten in Berlin. Er nannte das Wort Klimaschutz für den Aktivismus “fast ein bisschen verniedlichend”. “Wir reden hier von Menschheitsschutz und uns läuft die Zeit davon.”
Auch die Linken im Bundestag begrüßten die Demos vom Freitag. “Die Welt brennt, die Groko pennt”, erklärte der Bundestagsabgeordnete und Klimapolitiker Lorenz Gösta Beutin. Wer eine Zukunft mit Klimagerechtigkeit wolle, könne sich “ganz offensichtlich nicht auf die Regierung in Berlin verlassen”. “Es braucht weiter den Druck der Klimabewegung”, mahnte er.
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