Der Chef der libyschen Einheitsregierung in Tripolis, Fajes al-Sarradsch, hat sich zum Rücktritt bereit erklärt. Al-Sarradsch sagte am Mittwochabend in einer Fernsehansprache, es sei sein “ehrlicher Wunsch”, sein Amt bis spätestens Ende Oktober abzugeben, damit eine neue Regierung antreten könne, auf die sich die Konfliktparteien in ihren Gesprächen einigen. Die libysche Gegen-Regierung mit Sitz im nordostlibyschen Benghasi war am Sonntag zurückgetreten.
Al-Sarradsch sprach von einer “neuen Phase”, in der die Institutionen des Landes vereinigt und Wahlen vorbereitet werden sollten. Die von ihm angeführte Einheitsregierung wird von der UNO anerkannt. Sie steht im Konflikt mit dem General Chalifa Haftar, dessen Truppen große Gebiete im Osten und Süden des Landes kontrollieren.
Den Streitkräften der Einheitsregierung war es zuletzt jedoch mit Unterstützung der Türkei gelungen, eine Offensive von Haftars Truppen abzuwehren und sie aus weiten Teilen Westlibyens zu verdrängen. Vor knapp zwei Wochen kündigten die Konfliktparteien dann überraschend eine Waffenruhe und baldige Wahlen an. Die Konfliktparteien führten in der ersten Septemberhälfte eine Serie von Gesprächen in der Schweiz und in Marokko.
Neben der Türkei sind noch weitere ausländische Staaten in den Konflikt involviert. So steht auch Katar auf der Seite der Einheitsregierung, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Russland hingegen unterstützen Haftar. In dem nordafrikanischen Land herrschen seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos und gewaltsame Konflikte.
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