Die türkischen Behörden haben Tausende von Migranten zurück ins Innere der Türkei verbracht. Die Flüchtlinge hatten versucht, über die Landesgrenze zu Griechenland in die EU zu gelangen. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu sprach in einem Interview mit einem Privatsender am 27. März davon, es habe sich um eine Vorsichtsmaßnahme während der Coronavirus-Pandemie gehandelt.
Tausende von Migranten hatten sich am Grenzübergang zum EU-Land Griechenland, versammelt, nachdem Präsident Recep Tayyip Erdogan im vergangenen Monat angekündigt hatte, dass die Türkei Flüchtlinge und andere Migranten, die in EU-Länder reisen wollen, nicht länger daran hindern werde. Zwischen den Migranten und den griechischen Grenzbehörden kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen. Innenminister Süleyman Soylu teilte im Interview mit, dass rund 5800 Migranten, die am Grenzübergang in der Provinz Edirne warten, über Nacht aus dem Grenzgebiet entfernt wurden.
Die Migranten seien daraufhin in Migrationszentren in neun Provinzen der Türkei gebracht worden, sagte er. Soylu warnte jedoch, dass der Schritt keine Änderung der Politik darstelle und dass die Migranten nach Beendigung der Pandemie wieder zurückkehren könnten. „Wenn diese Epidemie vorbei ist, werden wir niemanden daran hindern, der gehen will“, sagte er. Zuvor hatte die staatliche Nachrichtenagentur der Türkei mitgeteilt, dass Migranten, die in einem provisorischen Lager in der Nähe des Grenztors untergebracht waren, in Bussen zu staatlichen Einrichtungen gebracht wurden, in denen sie unter Quarantäne gestellt worden seien. Nach Angaben der Agentur würden sie am Ende der Quarantäne in andere Regionen der Türkei verlegt.
Griechenland begrüßte die Rückholaktion ausdrücklich
Griechenland begrüßte die Entwicklung als „wichtig für unser Land und für Europa“ und lobte die Fähigkeit der griechischen Behörden, ihre Land- und Seegrenzen zu schützen. Ein in Edirne ansässiger türkischer Journalist sagte, mehrere Busse hätten das Grenzgebiet verlassen und die Behörden hätten später ein Gebiet desinfiziert, in dem die Migranten campiert hatten. Die Agenturmeldung ergänzte, einige der Migranten hätten den Bereich freiwillig verlassen, während andere überzeugt werden mussten.
Parallel dazu hatte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ gemeldet, dass der Bundesnachrichtendienst (BND) in Deutschland Hinweise darauf haben würde, dass die Flüchtlingsbewegungen zur türkisch-griechischen Grenze türkische Unterstützer gehabt hätte. Das Nachrichtenmagazin berichtet, man würde davon ausgehen, dass die Konflikte „absichtlich angefacht“ worden seien. Dem BND, so „Der Spiegel“, „lägen Erkenntnisse vor“, die eine Beteiligung „von staatlichen, türkischen Kräften“ nahelegten, die laut dem Bericht „Krawalle befeuert, Steine geworfen und Grenzzäune durchschnitten“ haben sollen. „Der Spiegel“ räumte ebenso ein, dass auf Nachfrage beim BND keine Stellungnahme abgegeben wurde, ob derartige Berichte existieren und auf was die Vermutungen einer türkischen Beteiligung fußen. Die türkischen Sicherheitsbehörden hatten klar Stellung bezogen und derartige Verstrickungen deutlich negiert.