Dichtes Gedränge in der Domstadt: Tausende Jecken haben am Donnerstag unter strengen Auflagen die Karnevalszeit in Köln eröffnet. Beim offiziellen Sessionsauftakt auf dem Heumarkt sowie in Kneipen, der Gastronomie und Teilen der Innenstadt galt am Elften im Elften eine 2G-Regelung wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen. Mit coronabedingten Einschränkungen wurde auch in Düsseldorf und Mainz die fünfte Jahreszeit eröffnet.
Bereits nach wenigen Stunden meldete die Stadt Köln, dass das für seinen Straßenkarneval bekannte Zülpicher Viertel „vollgelaufen“ sei. Auch die angrenzenden Entlastungsflächen seien bereits voll, weswegen die Stadt an die Jecken appellierte, das Gebiet nicht mehr anzusteuern. Das Ordnungsamt war demnach seit dem frühen Donnerstagmorgen mit rund 400 Mitarbeitern im Dienst. Bis 15.00 Uhr zählte der Rettungsdienst 146 Einsätze.
„Diejenigen, die feiern wollen, sollten sich an alle geltenden Regeln halten“, erklärte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Persönlich empfehle sie, an der frischen Luft zu feiern. „Wir müssen nach wie vor aufpassen und aufmerksam sein, um uns und andere zu schützen.“
Beim traditionellen Sessionsauftakt auf dem Kölner Heumarkt entfiel der sonst viel umjubelte Auftritt des Kölner Dreigestirns. Auch der traditionelle Empfang des Prinzen, des Bauern und der Jungfrau im Rathaus musste ausfallen, denn am Vorabend des Elften im Elften war Prinz Sven Oleff positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der doppelt geimpfte Oleff habe „keinerlei Symptome“ und fühle sich „den Umständen entsprechend gut“, teilte das Festkomitee mit.
Bei den beiden anderen Mitgliedern fielen die Coronatests demnach negativ aus. Sicherheitshalber wurden dennoch alle öffentlichen Auftritte des gesamten Dreigestirns ausgesetzt. „Ich muss nicht betonen, wie traurig ich bin, nicht mit den kölschen Jecken in die Session starten zu können“, erklärte Oleff. „Aber Sicherheit geht vor – auch und gerade im Karneval.“
Auch in Düsseldorf feierten die Narren den Beginn der fünften Jahreszeit: Um 11.11 Uhr erwachte der Hoppeditz aus seinem monatelangen Narrenschlaf und sprang wie üblich aus einem überdimensionalen Senftopf, um Politikern und anderen bekannten Persönlichkeiten die Leviten zu lesen. Gemimt wurde die Karnevalsfigur bereits zum 15. Mal von Tom Bauer. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) antwortete mit einer Gegenrede vom Balkon.
„Der Hoppeditz war wie immer sehr humorvoll, sehr pointiert und teilweise auch angriffslustig“, sagte Keller später in einem Video der Stadt. Es habe ihm Spaß gemacht, zuzuhören und zu antworten. „Und daher war das ein schöner Schlagabtausch“, sagte er. Sowohl für das Erwachen des Schelms als auch für den anschließenden Hoppeditzball galt eine 2G-Regelung, deren Einhaltung an Kontrollschleusen kontrolliert wurde. Wer die Regel erfüllte, bekam ein Einlassbändchen.
In Mainz wurde auf dem Schillerplatz traditionell das närrische Grundgesetz verlesen. Rund 7500 Menschen feierten rund um den Fastnachtsbrunnen unter 2G-Bedingungen. Abstandsregeln und eine Maskenpflicht entfielen dadurch. Erstmals kostete die Teilnahme an der Party Eintritt. Die Karten waren innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft. Das Gelände wurde mit Zugangskontrollen abgesperrt. Laut Polizei blieb die Lage ruhig. Bis zum Abend waren Konzerte regionaler Bands angekündigt. Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) erhielt für einen Impfaufruf großen Applaus.
Angesichts feiernder Menschenmassen trotz stetig steigender Corona-Inzidenzen wurde allerdings auch Kritik laut. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) äußerte Zweifel an der Vernunft der Feiern. Er wolle seinen Kollegen unter den Ministerpräsidenten keine Vorschriften machen, sagte Söder. Aber er tue sich „ein bisschen schwer, mir den Karneval vorzustellen“. Das Thema Karneval müsse auf der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten in der kommenden Woche besprochen werden.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach wünschte den Jecken zwar eine gute Zeit, riet aber von allen Innenraumveranstaltungen ab. Er wolle kein „Spielverderber“ sein, erklärte er. „Wenn drinnen, dann 2G und besser gar nicht – diesmal feiern wir Karneval draußen“, schrieb Lauterbach.
Quelle: AFP

