**Reges Interesse an sprachkritischer Aktion**
Die Beteiligung an der Suche nach dem negativ besetzten Begriff des vergangenen Jahres verzeichnet eine hohe Resonanz. Bis zum Weihnachtsfest erreichten das zuständige Gremium bereits rund 2.300 Einreichungen aus der Bevölkerung. Der Zeitraum für die Einreichung von Vorschlägen nähert sich nun seinem Ende. Bis zum 31. Dezember haben Bürgerinnen und Bürger noch die Gelegenheit, Begriffe zu nominieren, die sie im öffentlichen Diskurs als besonders problematisch oder irreführend wahrgenommen haben. Dieses hohe Volumen an Einsendungen unterstreicht das anhaltende Bedürfnis in der Gesellschaft, den täglichen Sprachgebrauch kritisch zu hinterfragen und sprachliche Fehlentwicklungen sichtbar zu machen.
**Vielfältige Begriffe im Fokus der Kritik**
Die bisher eingegangenen Vorschläge spiegeln die zentralen gesellschaftspolitischen Debatten der vergangenen Monate wider. In der vorläufigen Liste finden sich Ausdrücke aus verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens. Begriffe wie „Asylwende“ oder „Zustrombegrenzungsgesetz“ thematisieren aktuelle Entwicklungen in der Migrationspolitik und werden von den Einsendern kritisch hinterfragt. Andere Einreichungen wie „Sondervermögen“ oder „Deal“ deuten auf komplexe Diskussionen in der Finanz- und Außenpolitik hin. Auch Wörter wie „Drecksarbeit“, „Technologieoffenheit“ oder „Stadtbild“ wurden eingereicht. Die Jury analysiert nun, ob diese Begriffe zur Verschleierung von Tatsachen dienen oder bestimmte soziale Gruppen herabwürdigen.
**Maßstäbe für die Auswahl der Fachjury**
Die Entscheidung über das Unwort des Jahres obliegt einer unabhängigen Arbeitsgruppe aus Experten. Dieses Gremium besteht aus vier festen Mitgliedern aus dem Bereich der Sprachwissenschaft sowie einer jährlich wechselnden Gastperson aus Kultur oder Medien. In diesem Turnus wird die Auswahl durch den Journalisten und Juristen Ronen Steinke unterstützt. Die Kriterien für die endgültige Kür sind dabei streng definiert. Ein Begriff wird als Unwort eingestuft, wenn er gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder der Demokratie verstößt. Ebenso fließen Kriterien wie Diskriminierung, Euphemismen zur Beschönigung von Missständen oder irreführende Formulierungen in die Bewertung ein. Die Aktion betont, dass es nicht um Sprachverbote geht, sondern um eine Sensibilisierung für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ausdrücken.
**Entscheidung fällt im Januar in Marburg**
Die Bekanntgabe des gewählten Begriffs wird für Mitte des kommenden Monats erwartet. Am 13. Januar soll die finale Entscheidung der Öffentlichkeit präsentiert werden. Veranstaltungsort ist traditionell die Philipps-Universität Marburg. Die Geschichte dieser sprachkritischen Initiative reicht bis in das Jahr 1991 zurück und hat sich seither als fester Bestandteil der Debattenkultur etabliert. In den Vorjahren erregten Begriffe wie „Remigration“ oder „biodeutsch“ weltweite Aufmerksamkeit und lösten tiefgreifende Diskussionen über gesellschaftliche Werte aus. Die hohe Anzahl der diesjährigen Einsendungen signalisiert bereits jetzt, dass auch das kommende Unwort eine breite Resonanz in den Medien und im privaten Austausch erfahren wird.
**(Ulm TV Redaktion)**

