Der US-Historiker Timothy Snyder sieht nach der umstrittenen Rede des US-Vizepräsidenten JD Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz die Ära der gemeinsamen Interessen und Werte zwischen den USA und Europa für endgültig beendet. “Das war die Rede eines Imperialisten, der in Deutschland und der gesamten EU den Rechtsstaat aushöhlen will”, sagte Snyder dem “Stern”.
Deutschland sei nun die “wichtigste Demokratie der Welt”, die sich ihres Einflusses und ihrer Verantwortung gegenüber der Ukraine und der Sicherheit Europas bewusst werden sollte. Niemand wisse sicher, ob auf ein Abkommen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin Verlass wäre. “Trump und Putin sind wie zwei Schlangen, die sich ineinander verschlungen haben. Ein faszinierendes Spektakel. Man sieht ihnen gebannt zu und weiß nicht recht: Kämpfen sie oder liebkosen sie einander?”
Was immer die beiden Staatschefs vereinbarten, könne schreckliche Folgen haben, so Snyder. “Trump wird das Interesse verlieren, sobald es einen Waffenstillstand gibt. Ein Waffenstillstand reicht aus für den Friedensnobelpreis, glaubt er. Putin wäre das nur recht. Er will, dass die Amerikaner und Europäer beginnen wegzuschauen und die Ukrainer ihre Armee demobilisieren. Damit er in neun oder zwölf Monaten wieder angreifen kann. Nur Europa kann das verhindern.”
dts Nachrichtenagentur