63 Prozent der ambulanten Dienste und Pflegeheime haben ihre Leistungen in den vergangenen sechs Monaten aus personellen Gründen eingeschränkt. Das geht aus der Zwischenauswertung einer Umfrage des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) hervor, über die der “Spiegel” berichtet.
87 Prozent der befragten ambulanten Anbieter erklärten, dass sie neue Kunden ablehnen mussten. 47 Prozent der befragten Heime konnten vorhandene Betten nicht belegen.
Als Gründe wurden vor allem offene Stellen genannt, die nicht besetzt werden können, sowie Erkrankungen von Mitarbeitenden. An der Befragung, die noch bis Ende der Woche läuft, nahmen bis Redaktionsschluss 240 Anbieter teil.
Die Pflegeversicherung steckt auch finanziell in der Krise. Für 2025 rechnen die Pflegekassen mit einem Defizit von rund 3,4 Milliarden Euro. Zugleich leiden Heimbewohner unter hohen Kosten. Bundesweit müssen sie im ersten Aufenthaltsjahr durchschnittlich 2.871 Euro pro Monat aus eigener Tasche aufbringen. Ist ihnen das nicht möglich, springt das Sozialamt mit der sogenannten “Hilfe zur Pflege” ein.
Heimbetreiber und Pflegedienste klagen jedoch über das langwierige Verfahren, das bis zu anderthalb Jahre dauern könne. In der DEVAP-Umfrage berichten 73 Prozent der Träger von hohen Außenständen, beispielsweise dadurch, dass Anträge nicht bearbeitet würden. Fast die Hälfte der Anbieter fürchtet deswegen eine “wirtschaftliche Schieflage”.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat einen Entwurf für eine Pflegereform angekündigt. Der DEVAP fordert eine “grundlegende” Reform. Als Sofortmaßnahme empfiehlt der Verband etwa, die Eigenbeteiligung der Heimbewohner zu deckeln. Zuschüsse müsse es nicht nur für die Unterbringung im Heim, sondern auch für die häusliche Pflege geben. Sozialämter sollten zeitnah Abschlagszahlungen an die Träger weiterleiten, wenn Pflegebedürftige auf staatliche Hilfe angewiesen sind. Der Verband, der insgesamt 1.950 stationäre Einrichtungen und über 1.400 ambulante Dienste vertritt, warnt vor “einer schweren gesellschaftlichen Krise”.
dts Nachrichtenagentur