Die Schweiz wird offenbar zum Vorreiter beim legalen Handel mit Cannabis. In einem wissenschaftlichen Modellversuch plant das eidgenössische Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) den ersten vollständig genehmigten Cannabisshop in Europa, berichtet der “Spiegel”.
Bislang ist die Ausgabe der Droge in anderen EU-Ländern lediglich geduldet, oder ihr Besitz wird nicht geahndet. Das “Grashaus Project” in der Gemeinde Allschwil bei Basel soll wohl indes ein vollkommen legaler Cannabisshop werden. Die Eröffnung ist für den Herbst geplant. Kooperationspartner ist dem “Spiegel” zufolge das Berliner Cannabis-Start-up Sanity Group, die Zusammenarbeit soll demnächst verkündet werden. Das “Pilotprojekt” im Kanton Basel-Landschaft soll nach Ansicht von Sanity die Legalisierungsdebatte in der Schweiz “unterstützen, indem wir Daten zum Cannabiskonsum auf wissenschaftlicher Grundlage erheben”. Ganz frei von Hürden ist das Einkaufserlebnis jedoch nicht: Schweizer, die Blüten und Haschisch, Kekse und Extrakte oder andere Cannabisprodukte kaufen wollen, müssen sich formal für eine Studie mit Eignungsprüfung anmelden und sich alle drei bis sechs Monate Befragungen zu ihrem Konsumverhalten unterziehen. Stimmen die Teilnehmer diesen Voraussetzungen zu, erhalten sie einen Ausweis, mit dem sie in den nächsten fünf Jahren die Rauschmittel im Shop erwerben können – in “Bio-Qualität”, aus eidgenössischer Produktion. Bis zu 3.950 gesunde Erwachsene werden für die Studie gesucht. Das Projekt sei “stark reguliert”, habe aber eine “Signalwirkung für Deutschland”, so Sanity-Chef Finn Hänsel. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte ursprünglich ebenfalls die Einführung von Cannabisshops geplant, in denen das Rauschmittel verkauft werden dürfte. Schlussendlich einigte man sich im Kabinett, ähnlich wie in der Schweiz, nur auf vereinzelte Modellprojekte – deren Umsetzung noch aussteht.
dts Nachrichtenagentur