Angesichts des Personalmangels in Schwimmbädern hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die Länder zur einheitlichen Stärkung des Ehrenamts durch Bildungsurlaub für Beschäftigte aufgefordert und vor einer wachsenden Zahl von Nichtschwimmern unter Kindern gewarnt. Die Kombination von Personalmangel und eklatantem Sanierungsstau könne dazu führen, “dass die Bäderinfrastruktur zurückgeht und auch weniger Schwimmkurse angeboten werden”, sagte der Bundesleiter der DRK-Wasserwacht, Andreas Paatz, dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Samstagsausgaben).
Er verwies darauf, dass der Anteil von Migranten unter den Ertrunkenen auffallend sei. Es gebe “einen signifikanten Anteil an Ertrinkungstoten mit Migrationshintergrund”, sagte Paatz. “In Deutschland gilt Schwimmen als Kulturgut. In anderen Kulturkreisen ist das nicht immer der Fall. Zudem ist der Zugang zu Schwimmkursen im Ausland oft deutlich erschwert.” Paatz weiter: “Schwimmunterricht, wenn er von Schulen angeboten wird, fällt leider nach wie vor häufig aus. Das liegt zum einen daran, dass es zu wenig Lehrkräfte gibt, die Schwimmausbildung anbieten können.” Zum anderen sei die Bäderinfrastruktur mangelhaft. Nach validen Schätzungen gebe es einen Bedarf von 4,5 Milliarden Euro, um Bäder zu sanieren. “Gerade auf kommunaler Ebene werden die Hallen- und Freibäder oft nur als reiner Kostenfaktor betrachtet und weniger als Präventionsfaktor und gesellschaftliches Anliegen, dass Menschen das Kulturgut Schwimmen beigebracht werden kann.” Ein länderübergreifendes Gesetz müsse ermöglichen, dass Ehrenamtliche in allen Bundesländern gleichermaßen Anspruch auf Bildungsurlaub zur Qualifizierung hätten, damit sie dafür nicht privat Urlaub nehmen müssen. “Denn gerade mit Bezug auf den Personalmangel in den Schwimmbädern droht sonst eine Abkehr von vielen Ehrenamtlichen.” Paatz kritisierte, in Bayern und Sachsen gebe es gar keine rechtliche Grundlage für einen solchen Bildungsurlaub. Sein Appell: “Wir wünschen uns, dass die Politik dort wirksam und tätig wird.” Es dürfe nicht auch in dieser Hinsicht einen Flickenteppich in Deutschland geben.
dts Nachrichtenagentur