Die Zahl der Flugpassagiere in Deutschland hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht. Rund 16,3 Millionen Fluggäste starteten oder landeten im Juni 2022 auf den 23 größten Verkehrsflughäfen, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit, im Vergleich zum Juni 2021 plus 215 Prozent.
Damals war der Reiseverkehr im In- und Ausland stark von coronabedingten Beschränkungen geprägt. Das Vorkrisenniveau des Juni 2019 mit 21,6 Millionen Passagieren wurde jedoch noch nicht erreicht (-24,7 Prozent). Von Januar bis Juni 2022 wurden an den deutschen Hauptverkehrsflughäfen rund 64,4 Millionen Fluggäste gezählt und damit gut vier Mal so viele (+332,6 Prozent) wie im 1. Halbjahr 2021 (14,9 Millionen). Gegenüber dem Vorkrisenniveau des 1. Halbjahres 2019 ist aber noch ein Rückgang von mehr als einem Drittel (-39,5 Prozent) zu verzeichnen.
Dabei entwickelte sich der innerdeutsche Luftverkehr unterdurchschnittlich: Mit 4,2 Millionen Fluggästen nahm er um 265,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu, blieb aber 64,1 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2019 zurück. Anders der Luftverkehr mit dem Ausland: Er wuchs im Vorjahresvergleich um 338,1 Prozent auf 60,2 Millionen Fluggäste (-36,4 Prozent gegenüber 1. Halbjahr 2019). Dabei lag der Passagierverkehr mit Asien (-55,9 Prozent) weiter vom Vorkrisenniveau entfernt als der mit Europa (-34,4 Prozent), Amerika (-32,9 Prozent) und Afrika (-37,1 Prozent). Ein Grund dafür dürfte sein, dass in vielen asiatischen Ländern weiterhin strenge Einreisebeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie bestehen, so das Bundesamt.
Die Beförderungsmenge an Luftfracht (einschließlich Luftpost) sank von Januar bis Juni 2022 gegenüber dem 1. Halbjahr 2021 um 3,4 Prozent auf 2,5 Millionen Tonnen. Damit lag die Beförderungsmenge aber immer noch 7,6 Prozent über dem Vorkrisenniveau des 1. Halbjahres 2019. Auf die Entwicklung dürfte sich der Krieg in der Ukraine einschließlich der Sanktionsfolgen (z. B. Sperrung des russischen Luftraums) ausgewirkt haben.
Eine weitere Ursache dürften die Lockdowns in chinesischen Großstädten wie Shanghai sein. Für die Europäische Union (EU) liegen Daten der europäischen Luftsicherheitsbehörde Eurocontrol für den Flugverkehr nach Berichtsland vor: Sie zeigen für die Mitgliedstaaten einen ähnlichen Trend wie für die größten Flughäfen in Deutschland. Auch wenn die coronabedingten Reisebeschränkungen inzwischen weitestgehend aufgehoben sind, wurde laut Eurocontrol zu Beginn der Urlaubssaison im Juni 2022 in 26 der 27 EU-Staaten weniger geflogen als im Juni 2019. Die einzige Ausnahme bildet Griechenland: Hier wurde das Vorkrisenniveau im Juni 2022 leicht übertroffen (+1,3 Prozent gegenüber Juni 2019).
Insgesamt wurden in der EU im Juni 2022 knapp 556.000 Flüge verzeichnet. Das waren deutlich mehr Flüge als im Vorjahresmonat (+83,9 Prozent), aber 16,2 Prozent weniger als im Juni 2019. Wie in Deutschland hat auch innerhalb der EU der Flugverkehr im 1. Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr zugenommen, ist vom Vorkrisenniveau aber noch deutlich entfernt. Insgesamt gab es in den 27 EU-Mitgliedstaaten von Januar bis Juni dieses Jahres 2,58 Millionen Flüge – das waren mehr als doppelt so viele wie im 1. Halbjahr 2021 (+130,0 Prozent), das durch Reisebeschränkungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie geprägt war.
Allerdings lag die Zahl der Flüge noch immer deutlich unter der im 1. Halbjahr des Vor-Corona-Jahres 2019 (-23,3 Prozent). Damals wurden 3,36 Millionen Flüge gezählt.
dts Nachrichtenagentur