Gewerkschaften GDL und EVG kritisieren Zustand der Deutschen Bahn

Lokführer unterhalten sich am Gleis

Die beiden Bahngewerkschaften GDL und EVG kritisieren die Zustände bei der Deutschen Bahn. “Ich habe so ein Chaos wie im Sommer 2022 noch nie erlebt bei der Deutschen Bahn, das ist der absolute Super-GAU”, sagte der Chef der Lokführer-Gewerkschaft GDL, Claus Weselsky, der “Welt am Sonntag”.

Und weiter: “In den Köpfen der Menschen brennt sich ein, dass das System Eisenbahn in einem katastrophalen Zustand ist. Das ist fatal.” Der Zustand des Staatskonzerns sei “durch jahrelanges Kaputtsparen katastrophal”. Der GDL-Chef sprach sich für tiefgreifende Reformen aus. “Es liegt so viel im Argen, es fehlt überall an Sachverstand, dass das System Eisenbahn völlig neu aufgestellt werden muss”, sagte Weselsky. Zwar müsse der Konzern nicht zwingend in zwei Unternehmen aufgespalten werden, aber eine klare Trennung innerhalb des Konzerns zwischen Netz und Betrieb sei nötig, fordert Weselsky: “Es kann kein Weiter-so mehr geben, denn das hat zu diesem Saftladen geführt.” Auch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hält die aktuelle Situation nicht für tragbar. “Ich habe solche Zustände wie in diesem Sommer noch nie erlebt”, sagte EVG-Vizechef Martin Burkert der “Welt am Sonntag”. Und weiter: “Ich habe bei einem Zug von Rostock nach Hamburg gesehen, wie Menschen buchstäblich aus dem Zug gefallen sind, als die Türen geöffnet wurden.” Es komme durch den Passagier-Ansturm auf den Nahverkehr zu massiven Abnutzungserscheinungen. “Wir stellen schon sehr frühzeitig Schäden durch die starke Nutzung des Neun-Euro-Tickets fest: Aufzüge sind defekt, Toiletten in Zügen funktionieren nicht mehr, es wird einfach alles sehr stark belastet”, sagte Burkert. Viele Kollegen seien “bereits an der Belastungsgrenze, weil es die Beschäftigten sind, die den Laden irgendwie am Laufen halten”, so der EVG-Vize. “Aber die Krankenstände sind hoch und steigen, wir merken: Das Neun-Euro-Ticket macht krank.”

dts Nachrichtenagentur

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