Epidemiologe Ulrichs verteidigt Corona-Gutachten

Weggeworfener Mundschutz (Archiv)

Der Epidemiologe Timo Ulrichs von der Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin verteidigt das Corona-Gutachten. “Aus handwerklicher Sicht ist das ein gut gemachter Bericht. Die Erkenntnisse sind durch Studien gedeckt”, sagte er “Ippen-Media”.

Die Kernkritik des Berichts, wonach Daten fehlen, teilt Ulrichs. “Es ist tatsächlich schwierig, in Deutschland Corona-Daten zu erheben. Das liegt an ziemlich starken Beschränkungen, denen das Robert-Koch-Institut unterliegt. Personenbezogenen Daten sind zum Beispiel tabu. Das hat zur Folge, dass wir ziemlich hinterherhinken. Wir wissen nicht, wer geimpft ist.”

Andere Länder seien wesentlich weiter, zum Beispiel Israel.

“Dort wurden Daten sehr schnell aufbereitet – nur dann können auch früh geeignete Maßnahmen ergriffen werden”, sagte der Gesundheitsexperte. Dazu komme ein weiterer Grund für die deutsche Langsamkeit: “Die Meldungen laufen über die Gesundheitsämter der Länder, die sehr unterschiedlich arbeiten”, so Ulrichs. Das erschwere es, Daten zentral zu bündeln. “Dazu wurden am Wochenende nie Zahlen geliefert. Unter der Woche schon, teilweise aber auch nur per Fax. Insgesamt war die Kommunikation nicht gerade am Zahn der Zeit.”

Ulrichs hätte sich von dem Bericht drastischere Forderungen gewünscht. “Dass Masken wichtig sind, war auch schon vorher klar. Was fehlt, ist die Forderung, jetzt wieder eine Maskenpflicht in Innenräumen einzuführen.”

Die Sommerwelle baue sich gerade auf. “Wenn die Politik zu lange wartet, hinken wir wieder hinterher. Den gleiche Fehler haben wir schon in den letzten beiden Sommern gemacht. Leider geht der Bundestag jetzt in die Sommerpause. So verschlafen wir die wichtigste Zeit, um endlich mal frühzeitig zu handeln”, sagte der Epidemiologe.

dts Nachrichtenagentur

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