Nach zahlreichen weiteren westlichen Unternehmen setzen auch die US-Kreditriesen Mastercard, Visa und American Express wegen der russischen Ukraine-Invasion ihre Geschäfte in Russland aus. In Russland ausgestellte Karten würden außerhalb des Landes nicht mehr funktionieren, erklärten die Unternehmen am Wochenende. Russische Banken wollen nach eigenen Angaben auf das chinesische UnionPay-System ausweichen. Unterdessen kündigte Moskau Beschränkungen für den Verkauf von Grundnahrungsmitteln an.
Von ausländischen Banken ausgestellte Kreditkarten können den Angaben der drei Zahlungsdienstleister zufolge nicht mehr in Russland eingesetzt werden. Die russische Zentralbank und das größte Geldinstitut des Landes, die Sberbank, versicherten, dass von russischen Banken ausgegebene Kreditkarten bis zu ihrem Ablaufdatum in Russland weiter normal funktionieren würden.
Visa, Mastercard und American Express hatten bereits zuvor erklärt, die von den USA und anderen westlichen Staaten verhängten Sanktionen gegen Russland einzuhalten. Der russische Bankensektor ist von den westlichen Strafmaßnahmen besonders betroffen.
Sberbank sowie Russlands größte Privatbank Alfa Bank kündigten am Sonntag an, sie arbeiteten bereits an der Einführung von Karten des chinesischen Anbieters UnionPay. Russischen Nachrichtenagenturen zufolge wollen auch Rosbank, Tinkoff Bank und die Credit Bank of Moscow (MKB) auf Chinas Kreditkartensystem ausweichen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte während einer Videokonferenz mit Mitgliedern des US-Kongresses am Samstag die Aussetzung des Betriebs von Mastercard und Visa in Russland gefordert. Wegen des russischen Einmarsches in sein Land appellierte Selenskyj nach Angaben von Parlamentariern zudem an den Westen, ein Importverbot für russisches Gas und Öl zu verhängen.
Am Sonntag bestätigten die USA, dass sie mit der EU über ein entsprechendes Verbot diskutieren. Es gebe “sehr aktive Diskussionen” zu dem Thema, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Sonntag dem US-Sender CNN. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) erteilte entsprechenden Forderungen jedoch eine Absage.
Unterdessen stiegen die Ölpreise auf den Weltmärkten in der Nacht zum Montag kräftig. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent schoss auf einen Höchststand von 139,13 Dollar (127,86 Euro), bevor er auf 128,77 Dollar zurückging. Dies entsprach immer noch einem Anstieg um mehr als neun Prozent.
Der Westen hat wegen der russischen Ukraine-Invasion bereits harte Sanktionen gegen Russland verhängt. Betroffen sind unter anderem der Bankensektor und die Fluggesellschaften des Landes. Auf den Sanktionslisten der EU, Großbritanniens und der USA stehen zudem Kreml-Chef Wladimir Putin sowie weitere Regierungsvertreter und Oligarchen.
Seit Beginn der Ukraine-Invasion am 24. Februar haben zahlreiche internationale Unternehmen ihre Geschäfte in Russland gestoppt, darunter der Chip-Hersteller Intel, der Wohnungsvermittler Airbnb und französische Luxusmarken wie Hermès und Chanel. Am Sonntag kündigte der US-Streamingriese Netflix an, sich aus Russland zurückzuziehen.
Die russische Regierung ging indessen gegen einen mutmaßlichen Schwarzmarkt für Grundnahrungsmittel vor. Das Ministerium für Handel und Industrie in Moskau erklärte am Wochenende, es habe Fälle gegeben, in denen Lebensmittel “in einer deutlich größeren Menge als für den privaten Verbrauch erforderlich (bis zu mehrere Tonnen)” gekauft worden seien. Diese seien “für den anschließenden Weiterverkauf” gedacht gewesen.
Demnach unterstützte die Regierung “Initiativen” von Handelsorganisationen, die die Abgabe von Grundnahrungsmitteln an Verbraucher einschränken wollen. Zu den lebensnotwendigen Gütern, deren Preise staatlicher Kontrolle unterliegen, gehören unter anderem Brot, Reis, Mehl, Eier sowie ausgewählte Fleisch- und Milchprodukte. Der massive Wertverfall des Rubels im internationalen Devisenhandel wegen der westlichen Sanktionen hat in Russland alte Ängste vor einer stark steigenden Inflation wie zuletzt in den 1990ern hervorgerufen.
Quelle: AFP