Die in mehreren Bundesländern geltende 2G-Regel für Kinder und Jugendliche stößt auf massive Kritik bei mehreren Bundestagsfraktionen, Kinder- und Jugendärzten sowie Verbänden. “Die soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen darf nicht vom Impfstatus abhängen. Darum halte ich die Stiko-Empfehlung für richtig”, sagte Heike Baehrens, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, der “Welt”.
Zwar sei der Infektionsschutz Ländersache, “ein Flickenteppich bei dieser wichtigen Frage führt aber nicht zu mehr Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger.” Auch Tino Sorge (CDU), gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, äußert Bedenken: “Vernünftig wäre es, Kinder in möglichst vielen Bereichen von 2G und 2G plus auszunehmen. Sie tragen ein minimales Risiko, leiden aber besonders unter den Corona-Maßnahmen. Es wäre das falsche Signal, die Regeln für Kinder noch weiter zu verschärfen. Das regelmäßige Testen genügt völlig”, so der CDU-Politiker. Seine Kollegin von der Linke-Fraktion, Kathrin Vogler, bekräftigt: “Eine exklusive Teilnahme für geimpfte Kinder und Jugendliche an Sport-, Freizeit und Kulturangeboten führt zu langfristigen gesundheitlichen und sozialen Schäden.” Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, hält 2G oder 2G plus erst ab 18 Jahren für gerechtfertigt. “Jugendliche unter 18 Jahren sind in aller Regel auf die finanzielle und ideelle Unterstützung des Elternhauses angewiesen, sodass selbst im Falle einer freien Entscheidungsmöglichkeit unter juristischen Aspekten in der Realität keine freie Entscheidung eines Jugendlichen in Impffragen möglich ist.” Scharfe Kritik am Vorgehen der Bundesländer kommt auch von der Diakonie als Träger der Jugendhilfe: “Für Minderjährige ist eine 2G- oder 2G-plus-Regelung abzulehnen, da sie Familien weiter belastet und unnötigen zusätzlichen Druck aufbaut, wenn Nutzen und Risiko der Impfung nicht so eindeutig abzuwiegen sind”, so Referent Carsten Saremba. “Die Diakonie lehnt derartige Einschränkungen für Kinder und Jugendliche ab, da sie soziale Ausgrenzung und psychosoziale Belastungen für Zwölf- bis 17-Jährige nur noch weiter verschärfen und ihnen weitere Einschränkungen auferlegen, wo sie stattdessen stärkere Unterstützung benötigen.” Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks, warnt ebenfalls: “Kinder und Jugendliche, die nicht mehr an Begegnungsorte, wie beispielsweise ins Jugendzentrum, können, verlieren vielfach den Anschluss an ihr soziales Netzwerk.” Der Blick sollte daher “weniger auf die Zugangsbeschränkungen gerichtet sein, sondern auf sichere Rahmenbedingungen, die etwa durch kleine Gruppen und Luftfilter”, so Hofmann. Auch die Deutsche Sportjugend weist auf die möglicherweise fatalen Folgen der Regelungen hin: “Der alleinige Ausschluss von ungeimpften Kindern und Jugendlichen ist mit großer Sorge zu betrachten und kann zu weitreichenden physischen und mentalen Belastungen dieser Gruppe führen – und damit zu weitreichenden Folgen für die Gesellschaft”, so eine Sprecherin.
dts Nachrichtenagentur