Deutschlandweit haben am Wochenende erneut tausende Menschen gegen Corona-Maßnahmen und -Impfungen demonstriert. Die größten Versammlungen gab es in Hamburg und Nürnberg. Demonstriert wurde unter anderem auch in Frankfurt am Main, Freiburg, Karlsruhe und Düsseldorf. Die Proteste verliefen überwiegend friedlich – an einigen Orten kam es jedoch zu Übergriffen auf Beamte, Presse und Demonstrierende.
In Nürnberg versammelten sich am Sonntag laut Polizei etwa 2500 Menschen zu einer Kundgebung der AfD, bei der auch die Fraktionsvorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel auftraten. Weidel beschuldigte die Bundesregierung, ihre “Fehler und Verfehlungen” nicht zugeben zu wollen. “Die Ungeimpften sind die neuen Sündenböcke für das Versagen der Politik”, sagte sie. Chrupalla verglich die Situation mit der Zeit vor der deutschen Einheit. “Es ist schlimmer heute als 1989”, sagte er.
In der Nähe der AfD-Kundgebung protestierten etwa 2000 Gegendemonstrierende. Zuvor hatten etwa 1000 Menschen an einer kontaktlosen Menschenkette gegen Coronaleugner teilgenommen. Außerdem zogen am Sonntag etwa 10.000 bis 12.000 sogenannte Querdenker durch die Stadt. Bis zum Nachmittag waren keine größeren Zwischenfälle bekannt, wie ein Polizeisprecher sagte.
In Hamburg gingen am Samstag laut Polizei rund 11.500 Menschen auf die Straße. Sie hielten sich demnach überwiegend an die Auflagen. Bei einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen Teilnehmern der Kundgebung und Außenstehenden sei eine Flasche geworfen worden. Im Zusammenhang mit diesem Vorfall wurde laut Polizei eine unbeteiligte Frau verletzt.
In Bremen musste die Polizei eingreifen, um gewaltbereite Gegendemonstranten daran zu hindern, vier mutmaßliche Mitglieder der Querdenker-Bewegung anzugreifen. 40 bis 60 Demonstrierende aus der linken Szene versammelten sich demnach vor einem Restaurant und riefen “Nazis Raus”. Als die vier mutmaßlichen Gegner der Corona-Maßnahmen das Lokal unter Polizeischutz verließen und in ein Taxi stiegen, flogen Flaschen auf das Taxi und ein Polizeiauto.
In Frankfurt waren für Samstag eine Demonstration gegen die Maßnahmen und eine Gegendemonstration angemeldet. Kurz vor Beginn bemerkte die Polizei, dass unter anderem zahlreiche Teilnehmer der Corona-Proteste Richtung Gegendemonstration liefen, weswegen dort nach Angaben der Polizei die Auflagen nicht mehr eingehalten wurden. Die Beamten stoppten den Aufzug darum vor Beginn. Bei einer späteren Versammlung sei es zu einem Gerangel gekommen, bei dem eine Frau Widerstand geleistet habe und festgenommen worden sei. Auch bei der Corona-Demonstration sei gegen Auflagen verstoßen worden, diese sei jedoch beendet worden, bevor die Polizei darauf hingewiesen habe.
In Reutlingen kam es nach einem Umzug von rund 1000 Demonstrierenden laut Polizei zu einem tätlichen Angriff auf Beamte, als diese eine Gruppe Protestierender aufhielten. Die Tatverdächtigen wurden demnach vorübergehend festgenommen.
In Hildesheim wurden bei einer nicht angemeldeten Versammlung laut Polizei Pressevertreter durch einen Versammlungsteilnehmer massiv bedrängt, angerempelt und beleidigt. Polizisten wurden demnach von aggressiven Demonstranten umringt, beschimpft und ausgelacht. Daraufhin lösten die Behörden die Versammlung auf und leiteten ein Strafverfahren wegen Körperverletzung wegen des mutmaßlichen Angriffs auf den Journalisten ein.
In Annaberg-Buchholz bei Chemnitz kesselten laut Polizei etwa 25 Coronaleugner in der Nacht zu Sonntag einen Polizisten ein, schlugen ihn nieder und traten ihn, als er auf dem Boden lag. Der Beamte hatte demnach zusammen mit Kollegen eine Diskothek kontrolliert. Dort fand eine Feier statt, die nach den geltenden Schutzmaßnahmen nicht erlaubt war. Während der Kontrolle sei ein Teil der Teilnehmenden weggelaufen, die Gruppe aus 25 Menschen habe erst den Streifenwagen mit Steinen beworfen und dann den Beamten angegriffen.
Der Mann musste in der Klinik ambulant behandelt werden. Gegen die Verdächtigen wird wegen Landfriedensbruchs, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Quelle: AFP