Niederlande gehen ab Sonntag in den Lockdown

Copyright AFP/Archiv Ronny Hartmann

In den Niederlanden gelten ab Sonntag strenge Corona-Beschränkungen. “Um es in einem Satz zusammenzufassen: Die Niederlande werden ab morgen wieder in den Lockdown gehen”, sagte Regierungschef Mark Rutte am Samstag in einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte, Restaurants und Bars, Kinos, Museen und Theater müssen vorerst bis zum 14. Januar schließen. Schulen sollen mindestens bis zum 9. Januar geschlossen bleiben. 

“Ich stehe hier heute Abend in düsterer Stimmung”, leitete Rutte seine Ankündigung an. Der erneute Lockdown sei “unvermeidbar” angesichts der fünften Welle. Die Omikron-Variante des Coronavirus breite sich “noch schneller aus als befürchtet”, sagte Rutte nach Beratungen mit einem Expertengremium. “Wir müssen jetzt intervenieren, als Vorsichtsmaßnahme.”

Rutte räumte ein, dass die Maßnahmen der Bevölkerung die Feiertage vermiesen könnten. “Ich kann jetzt die ganzen Niederlande seufzen hören”, sagte er. “Es ist genau eine Woche vor Weihnachten, ein weiteres Weihnachten, das ganz anders ist, als wir es uns wünschen”.

Die Menschen dürfen nur noch zwei Gäste zu Hause empfangen, außer an Heiligabend, am ersten Weihnachtstag, am 26. Dezember und zu Neujahr, wo vier Gäste erlaubt sind.

Der Leiter des Expertengremiums, Jaap van Dissel, sagte auf der Pressekonferenz, die Omikron-Variante werde in den Niederlanden bis zum Jahresende die Delta-Variante überholt haben und zur vorherrschenden Virusvariante werden. Die neue Variante sei gefährlich, weil sie die durch frühere Infektionen oder Impfungen aufgebauten Abwehrkräfte umgehen könne – vor allem, wenn diese schon länger her sind.

Die Ankündigung des Ministerpräsidenten erfolgte unmittelbar nach einer Krisensitzung des Kabinetts und vier Tage, nachdem die Regierung bereits neue Maßnahmen erlassen hatte. Dazu gehörten unter anderem die um eine Woche vorgezogenen Weihnachtsferien in den Grundschulen.

Bereits vor der Ankündigung hatten sich am Samstag tagsüber lange Schlangen vor den Geschäften gebildet. Viele Niederländer machten ihre Weihnachtseinkäufe, da schon Informationen über die neuen Einschränkungen kursierten. Vor der Pressekonferenz versammelten sich Demonstranten in Den Haag, um gegen die Corona-Maßnahmen zu protestierten, wie auf Fotos der Nachrichtenagentur AFP zu sehen war.

Im September hatten die Niederlande die meisten Corona-Beschränkungen abgeschafft. Im November stiegen die Infektionen allerdings wieder auf ein Rekordniveau von mehr als 20.000 pro Tag – und das, obwohl fast 86 Prozent aller Niederländer geimpft sind. Daraufhin zogen die Behörden nach und nach die Zügel wieder an. Die Beschränkungen waren allerdings unpopulär, und Ende November kam es zu Ausschreitungen in Rotterdam, Den Haag und anderen Städten.

Die Covid-Beschränkungen zeigten den Behörden zufolge allerdings Wirkung: In der Woche vom 7. bis 14. Dezember gingen die Infektionen um 21 Prozent zurück. Auch die Krankenhäuser verzeichneten einen leichten Rückgang bei den Einweisungen.

Quelle: AFP

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