Fast hundert Menschen sind durch Super-Taifun “Rai” auf den Philippinen ums Leben gekommen. Bis Sonntag meldeten die Behörden verwüsteter Inseln 99 Todesopfer, viele weitere werden nach dem schlimmsten Taifun in dem südostasiatischen Inselstaat in diesem Jahr noch vermisst. Mehr als 300.000 Menschen mussten fliehen, viele von ihnen können nicht mehr in ihre Häuser zurück.
“Rai”, von den Einheimischen “Odette” genannt, war am Donnerstag und Freitag über die südlichen und mittleren Regionen der Philippinen hinweggefegt. Dächer flogen von Häusern, Strommasten stürzten um und zahlreiche Dörfer wurden überflutet. In vielen Gebieten sind die Stromversorgung und das Telefonnetz lahmgelegt.
Der Gouverneur der Urlaubsregion Bohol, Arthur Yap, erklärte am Sonntag auf seiner Facebook-Seite, die Bürgermeister der verwüsteten Insel hätten inzwischen 63 Todesopfer in ihren Ortschaften gemeldet. Zehn weitere Menschen starben auf den Dinagat-Inseln, wie ein Sprecher der Provinzbehörden mitteilte. Damit stieg die Gesamtzahl der gemeldeten Todesopfer auf 99.
Die Opferzahl könnte aber noch weiter steigen. Die Such- und Rettungsarbeiten in den am schlimmsten betroffenen Gebieten des riesigen Archipels sind noch lange nicht abgeschlossen. Tausende Einsatzkräfte von Militär, Polizei, Küstenwache und Feuerwehr räumen auch mit Baggern blockierte Straßen frei und versorgen mit Schiffen abgeschnittene Gebiete mit Wasser, Lebensmitteln und medizinischer Hilfe.
Der Wiederaufbau werde “ein langer, harter Weg für die Menschen”, sagte der Leiter der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften auf den Philippinen, Alberto Bocanegra. Die Hilfsorganisation bat in einem Spendenaufruf um umgerechnet gut 19 Millionen Euro, um dringende Hilfs- und Wiederaufbaumaßnahmen zu finanzieren.
Auch auf der Ferieninsel Siargao und der Nordspitze von Mindanao entstanden schwere Schäden. “Alles flog durch die Luft, es war wie das Ende der Welt”, berichtete der Reiseleiter Raphy Repdos von der Insel Siargao, auf der sich zur Vorweihnachtszeit besonders viele Surfer und Urlauber aufhielten.” Vom Militär veröffentlichte Luftaufnahmen zeigen, dass im wichtigsten Inselort General Luna unzählige Häuser zerstört wurden. Am Sonntag wurden Touristen per Flugzeug und Boot von der Insel geholt.
Von der benachbarten Insel Dinagat berichtete Governeurin Arlene Bag-ao, die gesamte Insel sei “dem Erdboden gleichgemacht” worden. Häuser, Boote und Felder seien zerstört. “Wände und Dächer wurden abgerissen und weggeweht, als ob sie aus Papier seien.” Die Schäden seien mit denen von Supertaifun Haiyan im Jahr 2013 zu vergleichen. Damals waren mehr als 7300 Menschen ums Leben gekommen oder gelten seither als vermisst.
“Rai” war am Donnerstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 195 Stundenkilometern auf Siargao auf Land getroffen. Die Einstufung als Super-Taifun entspricht einem Hurrikan der Kategorie fünf in den USA. Weltweit ereignen sich in der Regel etwa fünf Stürme dieser Stärke pro Jahr. “Rai” traf die Philippinen zum Ende der Taifun-Saison. Die meisten heftigen Wirbelstürme entwickeln sich zwischen Juli und Oktober.
Quelle: AFP