Fast zwei Jahre nach dem versehentlichen Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine im Iran hat am Sonntag der Prozess gegen zehn iranische Militärangehörige begonnen. Laut der iranischen Nachrichtenagentur Misan-Online soll das Verfahren vor einem Militärtribunal in Teheran im Auftrag von über hundert Klägern klären, wer für den Abschuss verantwortlich war und warum die Aufklärung der Hintergründe behindert wurde.
Bei dem Unglück am 8. Januar 2020 waren alle 176 Menschen an Bord der ukrainischen Maschine ums Leben gekommen. Nach tagelangem Leugnen räumte der Iran seine Verantwortung ein. Die iranischen Revolutionsgarden gaben an, die Maschine kurz nach ihrem Abflug von Teheran versehentlich abgeschossen zu haben.
Der Iran hatte kurz vor dem Unglück mit Raketenangriffen auf US-Stützpunkte im Irak auf die Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani durch die USA geantwortet. Die iranische Raketenabwehr befand sich deshalb wegen befürchteter Gegenangriffe in Alarmbereitschaft. Ein Untersuchungsbericht der iranischen zivilen Luftfahrtorganisation CAO machte ein falsch ausgerichtetes Radarsystem seiner Flugabwehr für den Abschuss verantwortlich.
Im Dezember 2020 hatte Teheran den Hinterbliebenen der Todesopfer Entschädigungszahlungen von jeweils 150.000 Dollar (122.000 Euro) angeboten. Vor allem Kanada, von wo 85 der Opfer kamen, fordert von den Behörden in Teheran vollständige Transparenz zu den Hintergründen des Abschusses.
Quelle: AFP