US-Teenager verteidigt nach Freispruch tödliche Schüsse auf Demonstranten

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Nach seinem umstrittenen Freispruch hat der 18-jährige Kyle Rittenhouse, der bei Anti-Rassismus-Protesten in der US-Stadt Kenosha zwei Demonstranten erschossen hatte, sein Handeln verteidigt. “Die Geschworenen haben das richtige Urteil gefällt – Selbstverteidigung ist nicht illegal”, sagte Rittenhouse in vorab veröffentlichten Auszügen aus einem Interview mit dem Fernsehsender Fox. Der Prozess war politisch  aufgeladen, in zahlreichen US-Städten kam es am Wochenende zu Protesten gegen das Urteil.

Er sei erleichtert, dass seine “harte Reise” zu einem Ende gekommen sei, betonte Rittenhouse. “Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist. Wir haben den schwierigen Teil überstanden”, fügte er in den Ausschnitten des Interviews hinzu, das Fox direkt nach dem Freispruch aufgenommen hatte und am Montag in voller Länge senden will. 

Rittenhouse hatte bei Anti-Rassismus-Protesten in Kenosha zwei Demonstranten erschossen und einen dritten schwer verletzt. Die Geschworenen sprachen den zum Tatzeitpunkt 17-Jährigen am Freitag von den Vorwürfen des Mordes, des Totschlags, des versuchten Mordes und der Gefährdung anderer frei. 

Der 18-Jährige und seine Familie befinden sich laut Angaben ihres Sprechers David Hancock derzeit an einem geheimen Ort. “Es geht ihnen im Moment gut”, sagte Hancock dem Sender CBS. Die Waffenlobby-Vereinigung Gun Owners of America erklärte im Online-Dienst Twitter, sie werde Rittenhouse ein Gewehr vom Typ AR-15 schenken – als Belohnung dafür, dass er “das Recht, in Amerika Waffen zu tragen”, verteidigt habe.

Rittenhouse gilt in rechten Kreisen als eine Art Galionsfigur. Dort wurde verbreitet, Rittenhouse sei zu den Protesten gefahren, um dort als Sanitäter zu helfen oder Geschäfte vor Plünderungen zu schützen.

Die Anwälte des 18-Jährigen hatten vor Gericht argumentiert, der Jugendliche habe in Notwehr gehandelt, weil er von Demonstranten angegriffen worden sei. Auf Videoaufnahmen war unter anderen zu sehen, wie ein Mann Rittenhouse mit einem Skateboard schlug. Ein von Rittenhouse verletzter Mann räumte vor Gericht ein, selbst eine Waffe auf den Teenager gerichtet zu haben.

Die Staatsanwaltschaft erklärte dagegen, Rittenhouse habe die Gewalt als selbsternannter “Hilfspolizist” selbst provoziert. Er hätte nie mit einem Sturmgewehr nach Kenosha reisen dürfen.

Die Angehörigen der Opfer zeigten sich entsetzt über die Entscheidung des Gerichts. “Wir können es nicht glauben”, sagte John Huber, der Vater eines der Opfer, dem Sender CNN. Rittenhouse hätte seiner Ansicht nach eine Haftstrafe von 40 Jahren erhalten müssen. Der Vater hielt während des Interviews die Urne mit der Asche seines Sohns in der Hand. 

Viele Afroamerikaner werteten das Urteil als bezeichnend für ein Justizsystem, das Minderheiten benachteilige. “Wir haben gerade erlebt, wie ein System, das auf weißer Vorherrschaft aufgebaut ist, die terroristischen Handlungen eines weißen Vorherrschers anerkannt hat”, schrieb etwa der afroamerikanische Footballspieler Colin Kaepernick bei Twitter. 

In mehreren US-Städten löste der Freispruch Proteste aus: Demonstranten vor dem Gericht in Kenosha schlugen am Freitag auf Trommeln und riefen “Schuldig, schuldig, das ganze System ist schuldig wie die Hölle”. In Portland kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. In New York entrollten die Menschen Banner mit der Aufschrift: “Kämpft gegen die weiße Macht”.

In Chicago folgten die Demonstranten einem Aufruf des Bürgerrechtlers Jesse Jackson. Dieser verurteilte das Handeln des Teenagers mit scharfen Worten. “Er hat das verfassungsmäßige Recht, sich zu wehren. Er hat nicht das Recht, uns zu töten”, sagte Jackson der “Chicago Sun Times”. 

US-Präsident Joe Biden hatte nach dem Urteilsspruch vor Gewalt gewarnt und zur Ruhe aufgerufen. “Das Urteil in Kenosha wird viele Amerikaner wütend und besorgt machen, mich eingeschlossen, aber wir müssen anerkennen, dass die Geschworenen entschieden haben”, erklärte Biden. Er rief alle Demonstranten auf, ihre Meinung friedlich kundzutun.

Quelle: AFP

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