Verhandlungen bei UN-Klimakonferenz geraten kurz vor offiziellem Ende ins Stocken

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Einen Tag vor dem offiziellen Ende der UN-Klimakonferenz sind die Verhandlungen in Glasgow ins Stocken geraten. UN-Generalsekretär António Guterres rief die fast 200 Teilnehmerländer am Donnerstag auf, “Tempo aufzunehmen und den notwendigen Ehrgeiz zu zeigen”. Mehr als 200 internationale Wissenschaftler, Papst Franziskus sowie Konferenz-Präsident Alok Sharma mahnten die Verhandler, die Chance auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad nicht zu vertun. 

“Die Ankündigungen hier in Glasgow sind ermutigend – aber sie sind weit davon entfernt auszureichen”, sagte Guterres bei der COP26. “Versprechen klingen hohl, wenn die fossile Energiebranche immer noch Billionen an Subventionen bekommt.” Diesen “realen und tiefen Glaubwürdigkeitsgraben” müsse die internationale Gemeinschaft überwinden.

Mehr als 200 internationale Wissenschaftler forderten von den Entscheidungsträgern in Glasgow in einem offenen Brief “sofortiges” und “umfassendes Handeln”, um die Erderwärmung im Rahmen der Pariser Klimaziele zu halten. Andernfalls drohten “unumkehrbare” Auswirkungen des Klimawandels auf Generationen hinaus. Die COP26 sei “ein historischer Moment für das Schicksal von Klima, Gesellschaften und Ökosystemen”.

“Diese Gelegenheit darf nicht vertan werden”, forderte auch Papst Franziskus. “Die Zeit läuft ab.”

In Glasgow verhandeln seit dem 31. Oktober fast 200 Länder über die Umsetzung des Pariser Abkommens. Es sieht eine Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor. Nach UN-Angaben steuert die Erde derzeit aber selbst bei der Einhaltung aller nationaler Klimaschutzzusagen auf eine folgenschwere Erwärmung um 2,7 Grad zu. 

COP26-Präsident Sharma äußerte sich “besorgt über die Zahl offener Punkte bei Finanzthemen am Tag, bevor wir zum Abschluss kommen sollen”. Die Welt erwarte von der COP26 eine Einigung. “Und wir können es uns nicht leisten, sie hängenzulassen”, mahnte Sharma im Konferenzplenum. 

Care-Klimaexperte Sven Harmeling sagte, es “wäre schon fast ein Wunder”, wenn die Klimakonferenz wie geplant am Freitag zu Ende gehe. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), die sich am Donnerstag persönlich in die Verhandlungen einschaltete, verwies darauf, dass die Weltklimakonferenzen in den vergangenen Jahren nie pünktlich zu Ende gegangen waren. Trotz der gegenwärtigen Schwierigkeiten sei sie aber “noch zuversichtlich, dass wir das alles bis morgen hinkriegen”.

Auszuhandeln sind unter anderem noch die Berichts- und Transparenzregeln für die nationalen Klimaziele sowie die Regeln für die Übertragung von Emissionszertifikaten bei Klimaschutzinvestitionen von reicheren Ländern und der Privatwirtschaft in ärmere Länder.

Der Dreh- und Angelpunkt ist aber die fehlende Ambition der Staaten, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Der erste Entwurf der übergreifenden COP26-Entscheidung vom Mittwoch enthielt zumindest den Aufruf an die Staaten, ihre Pläne zur Verringerung ihres Treibhausgas-Ausstoßes bereits bis 2022 und nicht erst 2025 “zu überdenken und zu stärken”.

Ein positives Signal hatten am Mittwochabend überraschend auch die beiden weltgrößten Treibhausgasemittenten China und USA ausgesandt, indem sie eine Zusammenarbeit im Klimaschutz in den kommenden Jahren verkündeten. Die wenig konkrete, aber symbolträchtige Ankündigung erntete vorsichtiges Lob von UNO, Ländern wie Deutschland und Klimaexperten.

Außerdem gründete sich ein Bündnis aus zunächst einem Dutzend Staaten und Regionen für den Ausstieg aus der Förderung fossiler Brennstoffe. Der Beyond Oil and Gas Alliance (Boga) gehören unter anderem Frankreich, Dänemark, Irland, Costa Rica, Kalifornien und Grönland an.

Schulze nutzte die Klimakonferenz, um mit ihren Kollegen aus Österreich, Luxemburg, Dänemark und Portugal in einer gemeinsamen Erklärung die EU-Kommission davor zu warnen, Atomkraft als “nachhaltig” einzustufen. “Atomkraft kann keine Lösung sein”, sagte Schulze mit Blick auf den Kampf gegen die Erderwärmung.

Quelle: AFP

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