Scheidender EKD-Ratsvorsitzender unzufrieden mit Missbrauchs-Aufarbeitung der Kirche

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Der scheidende EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm ist unzufrieden mit dem Stand der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und der Präventionsstrategie in der Evangelischen Kirche Deutschlands. “Wir haben es versucht. Aber ich bin trotz aller Anstrengungen und allem Erreichten nicht zufrieden mit dem Ergebnis”, sagte Bedford-Strohm den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Freitagsausgaben). 

“Die EKD hat einen elf Punkte umfassenden Plan aufgestellt und ist ihn Schritt für Schritt gegangen. Dennoch ist es uns nicht gelungen zu vermitteln, dass wir das konsequent tun, und es ist uns vor allem auch nicht gelungen, das Vertrauen wiederzugewinnen, das verloren gegangen ist”, sagte der bayerische Landesbischof. “Die Fälle sexualisierter Gewalt in unserer Kirche belasten mich extrem.” Er bedauere es daher sehr, “dass wir in meiner Amtszeit als Ratsvorsitzender trotz aller Anstrengungen nicht noch weitergekommen sind”.

Die Missbrauchsskandale sind auch Thema der am Sonntag beginnenden Herbstsynode der EKD in Bremen, bei der Bedford-Strohm sein Amt nach sieben Jahren abgeben wird. Er appelliert an seine und auch an die Katholische Kirche, bei der Aufarbeitung nicht nachzulassen. 

“Es ist nachvollziehbar, dass wir als Kirchen gemeinsam im Fokus stehen, so unterschiedlich die Betroffenheiten jeweils sind. Die moralische Fallhöhe ist bei keiner anderen Institution so hoch.” Es sei daher die Pflicht der Kirche, konsequent zu handeln, um künftige Risiken so weit wie möglich zu minimieren. 

Die Katholische und die Evangelische Kirche in Deutschland werden seit Jahren von einer Krise um sexuellen Missbrauch in ihren Einrichtungen und eine jahrzehntelange systematische Vertuschung dieser Verbrechen erschüttert. Die Vorgänge betreffen diverse Bistümer und führen immer wieder zu neuen Skandalen, welche die Kirche in einer ohnehin schwierigen Zeit der Richtungssuche zusätzlich belasten. Die Zahl der Kirchenaustritte ist hoch.

Quelle: AFP

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