Nach einem Massenaufstand in einem russischen Gefängnis haben die Behörden eine Untersuchung eingeleitet. An der Meuterei am Freitag in einer Strafkolonie in Wladikawkas, der Hauptstadt der Kaukasusrepublik Nordossetien, hätten sich mindestens 200 Häftlinge beteiligt, teilte das für die Untersuchung schwerer Straftaten zuständige Ermittlungskomitee am Tag danach mit. In der Anstalt sei es zu “Massenunruhen” und “Zerstörung von Eigentum” gekommen. Spezialeinheiten hätten die “Ordnung wiederhergestellt”.
Verletzte gab es den Behörden zufolge aber nicht. Nach Angaben des Komitees beziehen sich die Ermittlungen auf den Verdacht der Organisation von Massenunruhen. Dieses Verbrechen wird in Russland mit Haftstrafen von acht bis 15 Jahren geahndet.
Die zentrale Gefängnisverwaltungsbehörde teilte nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax mit, dass die Meuterei ausgebrochen sei, nachdem sich zwei Insassen geplanten Durchsuchungen widersetzt hätten. Diese zwei Häftlinge hätten andere Insassen angestachelt.
Nach Schilderung der Menschenrechtsorganisation Gulagu.net wurde die Meuterei hingegen dadurch ausgelöst, dass Wärter mit Gummiknüppeln auf Häftlinge eingedroschen hätten. Um diese Drangsalierungen zu stoppen, hätten sich manche Insassen selbst die Adern aufgeschnitten, erklärten die Aktivisten im Onlinedienst Telegram.
Wladimir Oseschkin von Gulagu.net sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Verletzung des eigenen Körpers sei für russische Häftlinge eine Methode, um auf gewalttätige Übergriffe durch das Gefängnispersonal aufmerksam zu machen. Gulagu.net ist eine Anti-Folter-Organisation, die über Quellen im russischen Strafvollzugssystem verfügt.
Anfang Oktober hatte Gulagu.net Videos veröffentlicht, die Oseschkin zufolge “den systemischen Charakter von Folter in Russland beweisen”. Menschenrechtsaktivisten berichten regelmäßig von Folter, Demütigung und Schlägen durch russisches Gefängnispersonal oder andere Insassen.
Quelle: AFP