Vom Flughafen Mailand ist am Freitag die erste Maschine der neuen italienischen Fluggesellschaft ITA gestartet. Sie flog nach Bari im Süden des Landes, nur wenige Stunden nach der letzten Landung der Alitalia in Rom. Die neue ist weitgehend die alte Airline – allerdings mit dem Vorteil, dass sie von Schulden befreit ist und vom Staat eine neue Kapitalspritze bekam.
Die Italia Trasporto Aereo (ITA) übernahm die Hälfte der Alitalia-Maschinen und – zu schlechteren Bedingungen – 70 Prozent seiner 2800 Beschäftigten von Alitalia. Sie sicherte sich in letzter Sekunde am Donnerstagabend für 90 Millionen Euro das grün-weiß-rote Logo der Alitalia – will aber künftig unter dem Namen ITA Airways fliegen, wie Konzernchef Fabio Lazzerini am Freitag sagte. Es solle eine “komplette Neugeburt” werden – eine “nachhaltige” und “rentable” Airline. Das Design soll aber bleiben.
Die EU-Kommission in Brüssel hatte im September grünes Licht für die Rettung der italienischen Airline und eine zusätzliche Kapitalspritze von 1,35 Millionen Euro gegeben. ITA muss keine Staatshilfen, die an Alitalia flossen, zurückzahlen.
Die am 5. Mai 1947 gestartete Alitalia stieg zur siebtgrößten Airline weltweit in den 70er Jahren auf, mit ihr flog auch der Papst. Danach ging es bergab. Seit 2002 schrieb die Fluggesellschaft keine schwarzen Zahlen mehr. 2017 stieg der italienische Staat ein, fand aber keinen privaten Investor für die Alitalia.
Die Corona-Krise brachte dann zusätzliche Schwierigkeiten. 2020 machte Alitalia zwei Millionen Euro Verlust – pro Tag. Im Laufe der Jahre pumpte der Staat 13 Milliarden Euro in das Unternehmen.
Alitalia leidet unter der Konkurrenz der Billigflieger wie Easyjet und Ryanair, aber auch des neuen Hochgeschwindigkeitszugs von Rom nach Mailand, der statt sechs nur noch drei Stunden braucht. Verkehrsökonom Andrea Giuricin von der Universität Bicocca in Mailand sagte AFP, der größte Fehler sei gewesen, nicht in das lukrative Langstreckenangebot zu investieren. Er warnt die neue Airline vor einer “mission impossible”: Es sei unmöglich, gegen die Konkurrenz der großen Airlines Air France-KLM und Lufthansa auf den internationalen Strecken und der Billigflieger auf dem heimischen Markt zu bestehen.
ITA Airways soll mit der Erholung von der Corona-Pandemie im kommenden Jahr wachsen. 26 weitere Maschinen sollen 2022 dazukommen, bis 2025 soll die Zahl der Beschäftigten auf 5750 wachsen. Konzern-Präsident Alfredo Altavilla kündigte bereits an, dass ITA “nicht allein bleiben soll” – gesucht werde ein Partner, der Zusammenschluss sei bis Ende 2022 geplant.
Quelle: AFP