Großaufgebot der Polizei räumt linkes Bauwagen-Camp in Berlin

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Mit einem Großaufgebot hat die Polizei in Berlin am Freitag ein bekanntes linksautonomes Bauwagen-Camp geräumt. Hunderte Beamte waren nach Angaben der Polizei an dem stundenlangen Einsatz auf dem “Köpi”-Platz beteiligt, deren Bewohner sich einer von Gerichten bestätigten Räumungsforderung des Grundeigentümers widersetzt hatten.

Bewohner und Unterstützer hatten sich nach Angaben von Polizei und linken Aktivisten hinter einem hohen selbstgebauten Zaun und weiteren Barrikaden verschanzt. Die Beamten durchbrachen diese mit Kettensägen, Trennschleifern und Räumpanzern, bevor sie auf den Platz vordrangen. Dort zogen sich den Angaben zufolge einige Menschen auf Bäume zurück, was die Räumung ebenfalls verzögerte.

Während des Einsatzes wurden die Beamten nach eigenen Angaben mit Flaschen und Steinen beworfen sowie mit Feuerlöschern besprüht. Auch bei Protesten von Unterstützern der Bewohner im näheren Umfeld des abgeriegelten Geländes an der Köpenicker Straße im Bezirk Berlin-Mitte kam es zu Auseinandersetzungen.

Bis zum frühen Nachmittag wurden nach einer ersten Bilanz der Polizei an und um den Platz 53 Menschen wegen des Verdachts auf Straftaten vorübergehend festgenommen. 38 Menschen geleiteten die Beamten nach Angaben einer Sprecherin von dem Platz, dessen Räumung im Laufe des Nachmittags beendet wurde. Das Arreal wurde anschließend den Gerichtsvollziehern sowie Vertretern des Eigentümers übergeben, die Polizei blieb allerdings präsent. 

Auch mehrere kleinere Demonstrationen von Unterstützern in der Umgebung lösten sich auf. Für Freitagabend war in der Hauptstadt jedoch noch eine weitere Demonstration von Sympathisanten des Bauwagenplatzes angekündigt. Laut Polizeisprecherin waren im Tagesverlauf stadtweit rund 2000 Beamte wegen der Räumung im Einsatz. Ein großer Teil befand sich dabei aber nicht am Platz, sondern sollte mögliche Straftaten an anderer Stelle verhindern.

Die “Köpi” ist ein seit 1990 existierendes alternatives Wohn- und Kulturzentrum in einem ehemals leerstehenden Wohnhaus am früheren Mauerstreifen. Vor dem ursprünglich besetzten Gebäude entstand im Laufe der Zeit auf einem weiteren leeren Grundstück ein Wagenplatz der linksautonomen Szene. Nur dieser wurde am Freitag geräumt, das Wohnhaus selbst war davon nicht betroffen. 

Das Gelände mit dem Bauwagenplatz gehört einem Investor, der dort bauen will. Auf Räumungsaufforderungen des Eigentümers reagierten die Bewohner nicht. Gerichte bestätigten aber die Zwangsräumung, sodass die Polizei am Freitag im Rahmen der Amtshilfe für die Gerichtsvollzieher tätig wurde. Aufgrund der Bedeutung für die linken Szene war mit Widerstand gerechnet worden. Die Polizei zog daher mehrere hundert Beamte zusammen. 

Bereits in den Tagen zuvor war es in Berlin zu Brandstiftungen an Autos und Sachbeschädigungen an Gebäuden mit Bezug zu der geplanten Räumung gekommen. Unter anderem wurde in der Nacht zum Mittwoch das Bezirksamt Mitte von außen beschädigt und besprüht.

Quelle: AFP

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