An der deutsch-polnischen Grenze hat die Bundespolizei in den vergangenen Tagen mehrere hundert Migranten festgestellt. Allein im Grenzgebiet zwischen Brandenburg und Polen wurden seit Freitag 251 eingeschleuste Menschen aufgegriffen, wie die Bundespolizeidirektion Berlin am Montag mitteilte. Auch in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern wurden dutzende Migranten festgestellt. Mehrere Schleuser wurden vorläufig festgenommen.
Erst am Freitag hatte die Bundespolizeidirektion in Berlin von einer zunehmenden Zahl von Migranten an der deutsch-polnischen Grenze berichtet. Bis Ende September nahmen Einsatzkräfte im Grenzgebiet zwischen Brandenburg und Polen insgesamt 1556 unerlaubt eingereiste Menschen in Gewahrsam. Allein in den ersten drei Oktobertagen waren es nun 251 Eingeschleuste. Ein Sprecher der Bundespolizei sprach von einem “neuen Wochenendhöchstwert”.
Unter anderem entdeckten Bundespolizisten am Samstag eine 31-köpfige Gruppe von Geflüchteten in Falkenhagen. Am Sonntag wurden 18 Iraker und Iraner in Schlagsdorf nahe einem ehemaligen Grenzübergang aufgegriffen. Alle Migranten wurden in die zentrale Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Brandenburg in Eisenhüttenstadt gebracht. Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) will sich am Mittwoch in Eisenhüttenstadt über die aktuelle Situation informieren.
An der sächsisch-polnischen Grenze wurden am Freitag und über das Wochenende 76 Migranten aus dem Irak, dem Jemen und aus Syrien in Gewahrsam genommen, wie die Bundespolizei im sächsischen Ludwigsdorf am Montag mitteilte. Drei Schleuser wurden vorläufig festgenommen, einer davon kam in Untersuchungshaft.
Bundespolizisten fanden mehrere Geflüchtete unter anderem in Fahrzeugen, die in einem Gewerbegebiet in Görlitz standen. 17 Iraker wurden am Freitag in der Ortsschaft Jänkendorf aufgegriffen. Am Samstag stieß eine Streife der Bundespolizei in Görlitz auf zwei Frauen, einen Mann und zwei Kinder aus dem Irak. Sie waren offensichtlich mit einem in der Nähe geparkten Wagen aus Polen nach Deutschland geschleust worden.
Die Bundespolizeiinspektion Pasewalk in Mecklenburg-Vorpommern berichtete von insgesamt 55 eingeschleusten Menschen, die am Freitag und Samstag aufgegriffen wurden. Zwei mutmaßliche Schleuser wurden festgenommen.
Hintergrund der aktuell zunehmenden Schleusungen nach Deutschland ist der Flüchtlingsstreit mit Belarus. Polen sowie Litauen und Lettland beklagen seit einigen Monaten die vermehrte Ankunft von Migranten vor allem aus dem Nahen Osten an ihren Grenzen zu Belarus.
Die EU geht von einer Vergeltungsaktion des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko für Brüsseler Sanktionsbeschlüsse aus. Es wird vermutet, dass die belarussischen Behörden die Migranten gezielt ins Land holen und an die Grenzen zu den östlichen EU-Staaten schleusen.
Quelle: AFP