Angesichts stark gestiegener Strom- und Gaspreise in Europa beraten die EU-Energieminister in Slowenien über Wege aus der Kostenexplosion. Die Europäische Kommission verfolge “die Situation sehr genau” und diskutiere, welche Instrumente ihr zur Verfügung stünden, sagte die an dem Treffen teilnehmende Energiekommissarin Kadri Simson am Mittwoch.
Durch eine gestiegene Nachfrage seit den Lockerungen von Corona-Maßnahmen und die vergleichsweise niedrigen Füllstände der Gasspeicher in der EU waren in den vergangenen Monaten die Gaspreise deutlich gestiegen. Die österreichische Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler sprach vor dem Treffen in Slowenien von einer “schwierigen Situation, vor der wir in Europa gerade stehen in Bezug auf die hohen Gaspreise durch die hohe Abhängigkeit auch von Importen von russischem Gas”.
Für die gestiegenen Gaspreise machten rund 40 Abgeordnete des Europaparlaments Mitte September den russischen Gazprom-Konzern verantwortlich. Sie warfen Gazprom vor, die Gaslieferungen nach Deutschland zu verringern, um Deutschland zu einer schnelleren Genehmigung für die Inbetriebnahme der Pipeline Nord Stream 2 zu bewegen. Gazprom wies diese Vorwürfe zurück.
Gewessler forderte als Reaktion der EU auf die steigenden Energiepreise einen “schnellen und beschleunigten Umstieg auf erneuerbare Energien” und mehr Anstrengungen im Bereich der Energieffizienz. Dieser Übergang müsse “sozialgerecht” passieren, um die EU “unabhängig für zukünftige Krisen” zu machen.
Auch Energiekommissarin Simson sprach sich für einen schnelleren Umstieg auf erneuerbare Energien aus. “Es ist klar, dass Europa in der momentanen Situation in erneuerbare Energien investieren muss, weil sie wirklich eine Alternative zu unserer Abhängigkeit von Importen fossiler Brennstoffe bieten”, sagte Simson.
Laut Angaben des Vergleichsportals Verivox waren im September in Deutschland die Gaskosten für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Durchschnitt so hoch wie seit Juli 2015 nicht mehr.
Quelle: AFP