Die Taliban haben die Bekanntgabe ihrer neuen Regierung für Afghanistan erneut verschoben. Wie die Nachrichtenagentur AFP von zwei Taliban-Quellen erfuhr, soll auch am Samstag keine Ankündigung zum künftigen Kabinett gemacht werden. Zunächst war die Bekanntgabe der Regierung für Freitag erwartet worden. Grund für die Verzögerung könnte der anhaltende militärische Widerstand gegen die Islamisten im Pandschirtal unweit der Hauptstadt Kabul sein.
Aus der Region wurden am Samstag neue Gefechte gemeldet. Das Pandschir-Tal war in den 90er Jahren eine Hochburg des Widerstands gegen die Taliban und fiel nie unter die Kontrolle der Islamisten. Nach der neuerlichen Machtübernahme der Taliban vor drei Wochen formierte sich in dem Tal eine neue Widerstandsbewegung unter Führung des Sohnes des 2021 getöteten afghanischen Kriegsherrn und Taliban-Gegners Ahmed Schah Massud.
Die neu gegründete Nationale Widerstandsfront (NRF) wird von Ahmed Massud und dem ehemaligen Vize-Präsidenten Amrullah Saleh angeführt. “Die Situation ist schwierig, wir wurden angegriffen”, sagte Saleh in einer Videobotschaft. “Der Widerstand dauert an und wird andauern”, fügte er hinzu.
In der Nacht zum Samstag hatten Kämpfer der Taliban in Kabul in die Luft geschossen und gefeiert, nachdem Gerüchte die Runde gemacht hatten, der Widerstand der NRF sei gebrochen. Die Gerüchte erwiesen sich jedoch als falsch.
Die Talibanführung forderte ihre Kämpfer im Onlinedienst Twitter auf, das Abgeben von Schüssen zu unterlassen. “Die Waffen und Kugeln sind öffentliches Eigentum. Niemand hat das Recht, sie zu verschwenden”, schrieb Sprecher Sabihullah Mudschahid. “Die Kugeln können Zivilisten verletzen, schießt nicht umsonst.” Nach Krankenhausangaben wurden durch die Schüsse zwei Menschen getötet und 20 weitere verletzt.
Quelle: AFP