Bei einer Evakuierungsoperation mit einem US-Helikopter sind in der Nacht zu Mittwoch 21 deutsche Staatsbürger an einem Sammelpunkt in Kabul von Bundeswehr-Soldaten abgeholt worden und sicher zum Flughafen gebracht worden. Die Operation sei mit der Unterstützung der US-Armee erfolgt, sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn am Mittwoch in Berlin. Die Koodinierung der Menschen am Abholort sei durch die Bundeswehr organisiert worden.
Unter den Menschen seien wohl auch Doppelstaatler, sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Sie betonte, dass trotz des Abzugsdatums der Amerikaner am 31. August alles versucht werde, “bis wirklich zur letzten Sekunde und mit dem letzten Flieger auch zu evakuierende Personen mitzunehmen”. Der Transport von Menschen habe immer Vorrang vor Material. Kramp-Karrenbauer versprach, nach dem Ende des Evakuierungseinsatzes werde Deutschland sich weiter um die Ortskräfte kümmern, die es nicht in einen der Flieger geschafft hätten.
Wann der Zeitpunkt des letzten Evakuierungsfluges gekommen sei, sagte die Ministerin aus Sicherheitsgründen nicht. Das Datum sei abhängig von der internationalen Koordination und der Sicherheitslage. Jede Mutmaßung über ein Ende der Flüge löse vor Ort Bewegungen aus, die den Einsatz erschwere. “Das, was wir augenblicklich haben, ist die absolut sensibelste, gefährlichste Phase der Mission”, sagte Kramp-Karrenbauer. Die Sicherheitslage habe sich in den vergangenen Tagen deutlich verschärft, die Angst vor terroristischen Anschlägen nehme zu.
Angesichts des vollständigen US-Truppenabzugs zum 31. August könnte die Luftbrücke der Bundeswehr aus Kabul schon am Freitag aufgehoben werden, wie die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch aus Sicherheitskreisen in Berlin erfuhr. Die zeitliche Koordinierung hängt vor allem von den USA ab, ohne die ein Verbleib der deutschen und anderer Truppen in Kabul nicht möglich ist.
Viele Afghanen fürchten, das Land nach dem vollständigen Abzug der internationalen Truppen nicht mehr verlassen zu können. Am Mittwoch warteten am Kabuler Flughafen erneut tausende Menschen auf eine Mitfluggelegenheit. Nach Angaben des deutschen Afghanistan-Botschafters Markus Potzel haben die Taliban allerdings zugesagt, auch nach dem vollständigen Abzug der internationalen Truppen weiter Afghanen aus dem Land ausreisen zu lassen.
Quelle: AFP