Das Vakzin von Biontech/Pfizer hat in den USA als erster Corona-Impfstoff eine vollständige Zulassung erhalten. Die US-Arzneimittelbehörde FDA erklärte am Montag, die reguläre Genehmigung für Menschen ab einem Alter von 16 Jahren sei ein “Meilenstein” im Kampf gegen die Pandemie. Der Schritt könnte Impfskeptiker davon überzeugen, sich impfen zu lassen – diese Hoffnung äußerten auch die Hersteller selbst.
“Ich hoffe, dass die Zulassung dazu beitragen wird, das Vertrauen in unseren Impfstoff weiter zu stärken”, erklärte Pfizer-CEO Albert Bourla. “Die heutige vollständige Zulassung durch die FDA unterstreicht die hohe Wirksamkeit und das vorteilhafte Sicherheitsprofil unseres Impfstoffs”, betonte der CEO und Mitbegründer des deutschen Konzerns Biontech, Ugur Sahin.
Auch US-Präsident Joe Biden rief alle Menschen, die eine Immunisierung bislang hinausgezögert haben, dazu auf, dies nun nachzuholen. “Diejenigen, die auf eine vollständige Zulassung gewartet haben, sollten sich jetzt impfen lassen. Die Impfung ist kostenlos. Sie ist sicher. Und sie ist wirksam”, sagte er am Montag im Weißen Haus. Die Delta-Variante breite sich weiter aus. “Das ist die Pandemie der Ungeimpften.”
Die erfolgreiche Zulassung erleichtert auch die Einführung einer Impfpflicht in Unternehmen und Institutionen. So kündigte das US-Verteidigungsministerium noch am Montag eine Impfpflicht für alle Soldaten an. Pentagon-Sprecher John Kirby sagte, ein Zeitplan werde “in den kommenden Tagen” vorgelegt. Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte vor zwei Wochen die Einführung einer Impfpflicht ab Mitte September beschlossen und erklärt, der Termin könne sich bei Zulassung eines Impfstoffes nach vorne verschieben.
New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio kündigte am Montag eine Impfpflicht für die Lehrer der Millionenstadt an. Alle Mitarbeiter öffentlicher Schulen müssen spätestens bis zum 27. September eine erste Impfdosis erhalten haben. “Das wird helfen sicherzustellen, dass alle sicher sind”, sagte de Blasio. Die neue Regel betrifft fast 150.000 Mitarbeiter von New Yorks Schulen, wo am 13. September das neue Schuljahr beginnt.
Die Großstädte Los Angeles und Chicago haben ebenfalls eine Impfpflicht für Lehrer angekündigt. Die Einführung einer Impfpflicht durch Institutionen, Behörden und Unternehmen steht mit der regulären Zulassung des Biontech/Pfizer-Impfstoffes auf rechtlich stabileren Füßen, als wenn es nur eine Notfallzulassung gegeben hätte.
Der Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und des US-Pharmariesen Pfizer mit dem Handelsnamen Comirnaty hatte im vergangenen Dezember in den USA eine Notfallzulassung erhalten. Diese galt zunächst für Menschen ab 16 Jahren und wurde später auf Zwölf- bis 15-Jährige ausgeweitet. Während die Notfallzulassung für Über-Zwölfjährige weiter Bestand hat, gibt es für alle über 16 Jahren jetzt eine reguläre Zulassung.
“Die Zulassung dieses Impfstoffes durch die FDA ist ein Meilenstein, während wir den Kampf gegen die Covid-19-Pandemie fortsetzen”, erklärte die geschäftsführende FDA-Chefin Janet Woodcock am Montag. Die Öffentlichkeit könne sicher sein, dass der Impfstoff “die hohen Standards für Sicherheit, Wirksamkeit und Herstellungsqualität erfüllt, welche die FDA von einem zugelassenen Produkt verlangt”.
Die Zulassung entzieht Impfgegnern ein häufig genutztes Argument. “Eines der Argumente der Impfgegner-Bewegung, die fälschlicherweise behauptet hat, es handle sich um einen ‘experimentellen Impfstoff’, entfällt”, sagte der Infektiologe Amesh Adalja von der Johns-Hopkins-Universität der Nachrichtenagentur AFP. “Hoffentlich sehen wir jetzt, dass sich Menschen, die nach eigenen Worten auf eine vollständige Zulassung gewartet haben, zum Impfen anstellen.”
Während die USA ausreichend Impfdosen zur Verfügung haben, gibt es in der Bevölkerung viele Impfskeptiker und Impfgegner. Das hatte zusammen mit der Ausbreitung der Delta-Variante zuletzt zu einer erneuten Zunahme der Corona-Infektionen geführt. Knapp 61 Prozent der US-Gesamtbevölkerung haben mindestens eine Impfdosis erhalten, 51,5 Prozent sind vollständig geimpft. Bei den Erwachsenen liegt der Anteil bei 73 beziehungsweise 62 Prozent.
Quelle: AFP