Die Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 viele Gründer zu einer Verschiebung ihres Vorhabens, nicht aber zur Aufgabe bewogen. Knapp 165.000 Unternehmen gingen 2020 an den Start, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Erhebung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform und des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervorgeht. Die Gesamtzahl der Unternehmen in Deutschland erhöhte sich somit leicht auf insgesamt 3,3 Millionen. Bei Gründungszeitpunkt und Tätigkeitsfeld der Startups machte sich die Pandemie jedoch bemerkbar.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr mehr Unternehmen neu gegründet als aufgegeben. Den knapp 165.000 Neugründungen standen laut Creditreform und ZEW rund 156.000 Schließungen gegenüber. 2020 wurden trotz der Corona-Pandemie nur 0,4 Prozent weniger Unternehmen gegründet als im Vorjahr, Ausgründungen und Abspaltungen aus bereits etablierten Gründungen nicht mit einberechnet. Werden diese in der Statistik berücksichtigt, beträgt der Rückgang lediglich 0,3 Prozent. Insbesondere das schnelle Eingreifen der Politik habe dazu geführt, dass viele Gründerinnen und Gründer ihre Vorhaben trotz der Pandemie in die Tat umsetzten.
“Die ausgezahlten Wirtschaftshilfen, die erweiterte Kurzarbeiter-Regelung sowie die zeitweise Aussetzung der Insolvenzantragspflicht haben entscheidend dazu beigetragen, dass die Zahl der Gründungen 2020 nicht eingebrochen ist”, erläuterte der Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, Patrik-Ludwig Hantzsch.
Die Pandemie machte sich bei den Neugründungen dennoch bemerkbar, 2020 zeigten sich im Jahresverlauf deutliche Schwankungen. Im März und April, während des ersten Lockdowns, verzeichnete die Erhebung einen deutlichen Einbruch der Gründungen. Im Sommer, im Herbst sowie insbesondere im Dezember gab es hingegen überdurchschnittlich viele Gründungen.
“In der Zeit der stärksten Einschränkungen wurden offenbar viele Gründungsprojekte unterbrochen, aber nicht aufgegeben und im weiteren Jahresverlauf wieder aufgenommen”, erklärte die ZEW-Wissenschaftlerin Sandra Gottschalk.
Auch die Tätigkeitsfelder der Startups wurden von der Pandemie beeinflusst. Die von der Corona-Pandemie besonders betroffenen konsumorientierten Dienstleistungen verzeichneten bei den Neugründungen ein Minus von 5,3 Prozent im Vergleich zu 2019. Auch im Baugewerbe gab es 13,3 Prozent weniger Neugründungen.
Im Versand- und Internethandel wurden 2020 hingegen 3100 neue Unternehmen gegründet, ein Plus von 24 Prozent im Vorjahresvergleich. Im Bereich Dienstleistungen und Herstellung von Informations- und Kommunikationsgeräten gingen 5,2 Prozent mehr Startups an den Start, auch Jungunternehmen in der Chemie- und Pharmabranche verzeichneten ein Plus von 15,7 Prozent.
Quelle: AFP