Im Tarifkonflikt der Lokführergewerkschaft GDL mit der Deutschen Bahn appelliert Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) an die Tarifparteien, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. “Wir brauchen Licht am Ende des Tunnels, nämlich eine Einigung, die nicht zu Lasten des Standorts Deutschland und zu Lasten der vielen Fahrgäste geht, die dann an den Bahnsteigen stehen”, sagte Scheuer am Mittwoch im Bayerischen Rundfunk.
Scheuer forderte GDL-Chef Claus Weselsky mit Blick auf die Corona-Pandemie dazu auf, “an das große Ganze” zu denken. Covid-19 habe schwere wirtschaftliche Auswirkungen gehabt, das Passagieraufkommen sei um bis zu 80 Prozent zurückgegangen, sagte der Minister in der Sendung “Radiowelt am Morgen”. Nun sei wieder ein Grundvertrauen in die Bahn zurückgekehrt. Es gebe wieder eine Auslastung von 40 Prozent plus bei den Passagieren.
Vorwürfe, die Bahn sei unterfinanziert, wies Scheuer zurück. In das System Schiene und die Bahn sei in dieser Wahlperiode so viel Geld investiert worden, wie nie zuvor: “Wir haben alleine eine sogenannte Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung von 86 Milliarden Euro, einen Aufwuchs von über 50 Prozent zur letzten Vereinbarung, abgeschlossen. Es liegt nicht am Geld.”
Den GDL-Vorwurf, die Bahn-Vorstände kassierten zu hohe Gehälter, hält Scheuer für nicht haltbar. Das sei eine Vereinbarung, die im Aufsichtsrat getroffen werde. Mit Blick auf vergleichbare Unternehmen in Europa, in der Welt und auch in Deutschland sei das “mit Maß und Mitte austariert.” Es brauche Topmanager, die so ein Unternehmen führten.
GDL-Chef Weselsky hatte am Dienstag mit weiteren Streiks gedroht. Die Lokführergewerkschaft fordert Lohnerhöhungen von rund 3,2 Prozent und eine Corona-Prämie von 600 Euro im laufenden Jahr. Die Bahn will die Erhöhung in Stufen auf später verteilen bei einer Vertragslaufzeit von 40 Monaten.
Quelle: AFP