Das Patenschaftsnetzwerk insbesondere früher in Afghanistan eingesetzter Bundeswehrsoldaten sieht die dort zurückgelassenen einheimischen Ortskräfte in Kabul in der Falle. “Die Menschen sind in Todesangst und hoffen auf eine Rettung, die ja nun immer schwieriger wird”, sagte der Koordinator des Netzwerks, Marcus Grotian, am Dienstagabend nach einem Treffen mit der Berliner Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch.
Kämpfer der radikalislamischen Taliban gingen von Ort zu Ort und suchten nach den früheren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausländischer Streitkräfte und Institutionen, sagte Grotian. Diese versuchten, in der Hauptstadt Kabul unterzutauchen. Sie hofften weiter auf Rettung, doch die Lage werde immer schwieriger.
Das Patenschaftsnetzwerk hatte in Kabul für bedrohte Ortskräfte aus Spendengeldern mehrere “sichere Häuser” eingerichtet. “Die mussten wir auflösen, nachdem Kabul nun in die Hand der Taliban gefallen ist”, sagte Grotian. Nur zwei Stunden später “standen Taliban vor der Tür”, die dort “nach Ortskräften gesucht” hätten, die von ihnen als Verräter betrachtet würden.
Grotian äußerte auch die Sorge, dass das Versagen der Bundesregierung beim Schutz der Ortskräfte das deutsche Ansehen in anderen Einsatzgebieten nachhaltig beschädigen dürfte. “Wer in Mali ein Handy hat, und das haben gerade viele, der kann sehen, wie wir mit unseren Ortskräfte umgehen”, sagte er. Diese Menschen solle man mal fragen, ob nicht auch sie nun befürchteten, “dass, wenn wir da abziehen, dass man hinterher sie nicht irgendwelchen Terrororganisationen überlässt”.
Jarasch forderte nach dem Treffen mit Grotian die Bundesregierung auf, sie müsse nun über die von ihr eingerichtete Luftbrücke “Menschen rausholen, ohne Formalitäten, ohne Visa-Fragen vorher zu klären, ohne irgendwelche Formalitäten zu erledigen”. All dies könne später geklärt werden, wenn die Menschen in Sicherheit sind, “das ist für mich die allerwichtigste Botschaft”, sagte die Grünen-Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhaus-Wahl.
Quelle: AFP