Nach der Machtergreifung der Taliban in Afghanistan haben Russland und die Türkei die “positiven Signale” der Islamisten an die internationale Gemeinschaft begrüßt. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hob am Dienstag die “positiven Botschaften, die die Taliban an Ausländer, diplomatische Vertretungen und ihre eigene Bevölkerung richten”, hervor. Er hoffe, dass diesen entsprechende Taten folgen würden. Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow sprach von “hoffnungsvollen Signalen”.
Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid verkündete in Kabul eine allgemeine Amnestie. Er kündigte auch an, dass Frauen weiterhin arbeiten gehen dürften, sofern ihre Erwerbstätigkeiten im Einklang mit “den Prinzipien des Islam” stünden. Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen sagte Mudschahid bereits am Sonntag zu, die Freiheit der Medien zu respektieren.
Lawrow sagte in Kaliningrad, es sei ein “positives Signal”, dass die Taliban in Wort und Tat zeigen würden, dass sie die “Meinung anderer respektieren”. Er forderte eine “allumfassende Regierung” in Kabul: Moskau unterstütze die Einleitung eines “nationalen Dialogs unter Beteiligung aller politischen, ethnischen und religiösen Kräfte”, sagte Lawrow.
Der russische Botschafter in Afghanistan, Dmitri Schirnow, traf sich am Dienstag mit Taliban-Vertretern in Kabul. Im russischen Staatsfernsehen sprach er danach von einem “positiven und konstruktiven” Gespräch. Die Taliban würden sich “verantwortungsvoll und zivilisiert” benehmen. Sie seien zwar “streng” und würden Kriminelle auch hinrichten – es werde aber nicht zu einem “Blutbad” kommen, das “viele Menschen aus dem Westen” vorhergesagt hätten.
Die Türkei und Russland waren in den vergangenen Monaten immer wieder zu Gesprächen mit den Taliban-Führern zusammengekommen. Cavusoglu bekräftigte am Dienstag bei seinem Besuch in der jordanischen Hauptstadt Amman: “Wir setzen den Dialog mit allen Parteien in Afghanistan fort, auch mit den Taliban”.
Der Außenminister von Katar, Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani, traf sich am Dienstag noch mit dem Taliban-Mitgründer Mullah Abdul Ghani Baradar. Der Schwerpunkt bei dem Treffen lag dem Minister zufolge “auf dem Schutz der Zivilbevölkerung”. Außerdem sei es um die “notwendigen Bemühungen um eine nationale Aussöhnung, das Streben nach einer umfassenden politischen Lösung und eine friedliche Machtübergabe” in Afghanistan gegangen.
Baradar hatte das politische Büro der Taliban in Katar geleitet und unter anderem den Zeitplan des US-Truppenabzugs verhandelt. Am Dienstagnachmittag kehrte er nach Angaben eines Taliban-Sprechers nach Afghanistan zurück, wo er eine wichtige Rolle in der künftigen Regierung spielen dürfte.
Quelle: AFP