Nach der Machtübernahme der Taliban ist ein Mitbegründer und Führungsmitglied der radikalen Islamistenbewegung nach Afghanistan zurückgekehrt. Wie ein Taliban-Sprecher im Onlinedienst Twitter mitteilte, landete Mullah Abdul Ghani Baradar am Dienstag von Katar kommend am Flughafen von Kandahar. Es ist die erste in aller Öffentlichkeit stattfindende Rückkehr eines Mitglieds der Taliban-Führung seit deren Vertreibung aus dem Land durch die USA im Jahr 2001.
Baradar hatte zuletzt das politische Büro der Taliban in Katar geleitet. Er verantwortete unter anderem die Unterzeichnung eines Abkommens mit der Regierung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump im Februar 2020, das den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan regelte.
Die Metropole Kandahar im Süden Afghanistans hat für die Taliban eine hohe symbolische Bedeutung: Dort wurde ihre Bewegung ins Leben gerufen, und von dort regierten sie das Land ab 1996 bis zu ihrer Vertreibung.
Baradar wuchs selbst in Kandahar auf. Als Aufständischer trat er erstmals während der sowjetischen Invasion Ende der 70er Jahre in Erscheinung. Er soll damals gemeinsam mit dem berüchtigten einäugigen Kleriker Mullah Omar gekämpft haben.
Inmitten des afghanischen Bürgerkriegs, der auf den Abzug der sowjetischen Besatzer folgte, gründeten Omar und Baradar Anfang der 90er Jahre die Taliban-Miliz. Diese ergriff dann 1996 die Macht. Die Taliban errichten eine auf einer extrem rigiden Auslegung des islamischen Rechts beruhende Schreckensherrschaft, die nach fünf Jahren durch die US-geführte Invasion gestürzt wurde. Baradar wurde 2010 in Pakistan verhaftet. 2018 wurde er auf Druck der USA freigelassen und nach Katar überführt.
Nach der Einnahme Kabuls am Sonntag rief Baradar die Taliban-Kämpfer in einem Online-Video zur Disziplin auf: “Jetzt ist es an der Zeit, zu beweisen, dass wir unserer Nation dienen und für Sicherheit und ein angenehmes Leben sorgen können.”
Quelle: AFP