Amphibien und Reptilien sind in Deutschland am stärksten im Bestand gefährdet. Jede zweite Amphibienart und mehr als zwei Drittel der Reptilienarten sind gefährdet, wie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Rote-Liste-Zentrum am Dienstag in Bonn mitteilten. Damit ist der Anteil bestandsgefährdeter Arten laut den Studienautoren höher als in jeder anderen Artengruppe.
In den vergangenen 20 Jahren habe sich die Situation für die meisten Amphibien- und Reptilienarten weiter verschlechtert. “Für drei Viertel der Amphibienarten und mehr als zwei Drittel der Reptilienarten wurden auch in den vergangenen 20 Jahren weitere Abnahmen festgestellt”, erklärte Alfred Herberg vom BfN.
Hauptursache dafür sei der Verlust von Lebens- und Teillebensräumen, zu denen unter anderem Brut- und Laichbiotope sowie frostsichere Überwinterungsplätze zählen. Die anhaltende Inanspruchnahme von Flächen durch neue Wohn- oder Verkehrsflächen sei für den Verlust ausschlaggebend.
In einer zunehmend monotonen Landschaft hätten es Amphibien und Reptilien immer schwerer. Die Autoren forderten eine naturverträglichere Land- und Forstwirtschaft sowie eine Reduzierung des Flächenverbrauchs für Verkehr und Siedlungen. Ohne tiefgreifende Veränderungen in der Landwirtschaft werde ein Großteil der Arten künftig nur noch in wenigen isolierten Schutzgebieten leben, warnten die Autoren.
Alle 21 in Deutschland vorkommenden Arten der Amphibien und alle 14 Arten der Reptilien sind in der Roten Liste erfasst. Die Situation des vom Menschen eingeschleppten Nordamerikanischen Ochsenfroschs wurde jedoch nicht bewertet.
Besonders im Bestand gefährdete Amphibienarten sind unter anderem die Geburtshelferkröte und die Gelbbauchunke. Bei den Reptilien sind vor allem die an Fließgewässer gebundene Würfelnatter und die Kreuzotter besonders gefährdet.
Auch bei den zehn nicht als bestandsgefährdet eingestuften Amphibienarten stellten die Autoren für die Hälfte in den vergangenen 20 Jahren Bestandsabnahmen fest. Die Rote Liste sah in der gleichen Zeit für keine Art deutliche Zunahmen.
Einzelne Vorkommen konnten sich durch Naturschutzmaßnahmen stabilisieren. Die Autoren sehen eine nationale Verantwortung für die weltweite Erhaltung von Arten mit bedeutendem Vorkommen in Deutschland, darunter für den Laubfrosch und die Westliche Blindschleiche.
Quelle: AFP